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Gruppe III. Chemische Industrie.
wasser selbst diese Substanzen, obwohl nur in äusserst geringer Menge,
enthält. Die mittlere Quantität Stickstoff im Regenwasser haben sehr
zahlreiche Analysen zu 0'032 Thln in 100 000 ergeben, und wenn man
diesen Betrag von der Menge Stickstoff (in der Form von Ammoniak,
von Nitraten und Nitriten) abzieht, welche die Analyse eines Trink-
ubissers ergeben hat, so bleibt nur selten ein Rest, es sei denn das
Wasser durch thierische Materien verunreinigt gewesen. So fand man,
dass von 198 Gebirgswassern, welche von der Rivers Pollution Commission
gesammelt und untersucht wurden, nur 19 in 100 000 Thln mehr als
0'032 Thle Stickstoff in der Form von Ammoniak, Nitraten und Nitriten
enthielten, und unter diesen letzteren wiederum war keines, von dem
man hätte sagen können, dass die Möglichkeit einer Verunreinigung
mit thierischen Stoffen absolut ausgeschlossen gewesen wäre. Ebenso
zeigten von 21 Quellwassern unzweifelhaft unbefleckten Ursprungs nur
zwei einen etwas grösseren Gehalt als 0'032 Thle, und auch bei diesen
war der Ueberschuss ein sehr geringer.
Hat man die angeführte Zahl in Abzug gebracht, so bezeichnet
der Rest, wenn ein solcher bleibt, den Stickstoff, welcher der Oxydation
thierischer in das Wasser gelangter Stoffe seinen Ursprung verdankt.
So enthält ein Wasser, in welchem die Analyse 0’326 Thle Stickstoff (in der
Form von Ammoniak, von salpetersauren und salpetrigsauren Salzen) in
100 000 Thln nachgewiesen hat, 0'326 — 0'032 = 0'294Thle Stickstoff
von thierischer Materie stammend. Dies ist nun in der That die Menge
des gebundenen Stickstoffs, welcher in 2’940 Thln des Durchschnitts
inhaltes der Londoner Siele enthalten ist, und deshalb sagt man, ein
solches Wasser zeigt in 100 000 Thln 2'940 Thle früherer thierischer
Verunreinigung oder in anderen Worten, 100 000 Pfd. Wasser enthal
ten den mineral gewordenen Rückstand einer Menge thierischer Materie,
welcher dem in 2'940 Pfd. mittleren Londoner Sielwassers enthaltenen
entspricht.
II. Reinheit des Wassers aus Quellen ver
schiedenen Ursprungs.
Die verbesserten analytischen Methoden, welche oben skizzirt
wurden, haben eine erschöpfende Untersuchung von Trinkwassern ver
schiedensten Ursprungs ermöglicht. Diese Untersuchung, welche in
umfassendem Maassstabe von der Rivers Pollution Commission ausge
führt wurde, ist dem Wasser durch alle Phasen seines Kreislaufes
gefolgt. Wasser, wie es die Wolke bald nach ihrer Verdichtung aus
farblos durchsichtigem Dampfe zur Erde niedersendet, Wasser, wie es
in Bächen und Strömen fliesst, nachdem es den Boden, auf welchen es
fiel, gewaschen hat, Wasser, wie es sich nach dem Durchsickern durch