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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 16

Ueber Trinkwasser. 
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und wenn man weiter annimmt, die Oxydation sei wahren 
Stunden mit dem Maximum der beobachteten Geschwindigkeit erfolgt, 
so würden doch nach Verlauf dieser Zeit nicht mehr als 6-/S p.U 
des Sielwassers oxydirt worden sein. Es ist daher klar, dass mit dem 
20facben Volum Wasser gemischtes Sielwasser, weit entfernt, wa - 
rend eines Laufes von 10 bis 12 Meilen oxydirt zu werden, selbst nach 
168 Meilen langem Fliessen mit der Geschwindigkeit von einer Mei e 
die Stunde oder nach Verlauf einer Woche kaum zwei Drittel seiner 
organischen Materie verliert. Aber selbst zu diesem Ergebmss gelangt 
man nur durch eine Reihe von Annahmen, welche zu Gunsten der 
Wirksamkeit dieses Oxydationsprocesses gemacht werden So wird 
z. B. angenommen, dass 62'3 p. C. des Sielwassers vollständig oxydirt 
und in harmlose Mineralsubstanz verwandelt werden, wahrend der V er- 
such.in der That zeigte, dass nach Verlauf einer Woche noch gar keine 
organische Materie verwandelt und zerstört wurde, da der in dem 
Wasser gelöste Kohlensäuregehalt während der ganzen Versuchsperiode 
ein constanter blieb, während, wenn das Sielwasser wirklich in seine 
unorganischen Umwandlungsproducte aufgelöst worden wäre, der Ge 
halt an Kohlensäure, als einem derselben, sich hätte vermehren müssen. 
So führt uns denn diese Untersuchung, ob wir die organische Ver 
unreinigung eines Flusses an verschiedenen Stellen seines Laufes oder 
die Geschwindigkeit ins Auge fassen, mit welcher Sielwassersubstanzen 
oder Urin mit frischem Wasser gemischt durch heftiges Schütteln mit 
Luft zerstört werden, ob endlich das Maass, in welchem der gelöste 
Sauerstoff aus 5 p.C. Sielwasser enthaltendem reinen Wasser verschwin 
det - so führt uns diese Untersuchung zu der unvermeidlichen 
Schlussfolgerung, dass die Oxydation der organischen Materie im Siel- 
wasser nur äusserst langsam von Statten geht, selbst wenn letzteres ein 
grosses Volum reinen Wassers beigemischt enthält, und dass es geradezu 
unmöglich ist, den Weg zu bezeichnen, welchen solches verunreinigtes 
Wasser zurücklegen muss, damit seine organische Materie oxydirt werde. 
Während die Berührung mit der Luft allein auf die Entfernung 
von organischer Materie ans dem Wasser praktisch fast ohne Einfluss 
ist, erweist sich die gleichzeitige Berührung mit Luft und porosen 
Substanzen des Oefteren in hohem Grade wirksam. So bedingt Fil 
tration in ihren verschiedenen Formen eine bemerkliche Verringerung 
im Gehalte an organischer Materie; die reinsten natürlichen Wasser 
verdanken in der That ihre Trefflichkeit und namentlich die verhalt- 
nissmässige Abwesenheit organischer Materie der erschöpfenden natür 
lichen Filtration, welche sie auf ihrem Niedergang von der beschmutzten 
Erdoberfläche zu den Quellen und Tiefbrunnen erleiden. Zwischen 
diesem vollendeten Processe und einer Filtration durch eine wenig S use 
dicke Sandschicht ist ein grosser Unterschied, gleichwohl ist selbst 
diese unvollkommene Behandlung von bemerkenswert!! wohlthatigem
	        
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