6 Deutschland auf der Wiener Weltausstellung 1873.
Nur mit lebhafter Freude können wir ein neues Gebiet der Mitarbeiter
schaft erschlossen sehen, die uns jetzt schon in hohen Interessen des
öffentlichen Lebens mit dem befreundeten Nachbarstaate verbindet. In
diesem Sinne darf ich mir zu dem Entschlüsse Eurer kaiserlichen und
königlichen Hoheit um so mehr Glück wünschen, als dieser Entschluss
nur dazu beitragen kann, auch meine persönlichen Beziehungen zu Höchst
denselben neu zu beleben. Ich spreche hierfür Eurer kaiserlichen und
königlichen Hoheit meinen verbindlichsten Dank aus und verbleibe Eurer
kaiserlichen und königlichen Hoheit ergebener
Erzherzog Karl Ludwig.
Der Kronprinz erwiderte die Begrüssung mit folgenden Worten:
Berlin, 22. März 1872.
Eurer kaiserlichen und königlichen Hoheit sage ich meinen lebhaf
testen Dank für die freundlichen Worte, mit welchen Höchstdieselben
die Uebernahme des Protectorates der deutschen Betheiligung bei der
Wiener Ausstellung durch mich zu begrüssen die Güte gehabt haben.
Die Weltausstellungen bilden, wie die Erfahrung gezeigt hat, mächtige
Hebel für die Förderung der wirthschaftlichen Arbeit, des Güteraus
tausches zwischen den Völkern und der allgemeinen Cultur. Ich habe
deshalb den Gedanken, ein solches Unternehmen in der gewerbreichen
und kunstsinnigen Hauptstadt des österreichischen Kaiserstaates ins
Werk zu setzen, von dem Augenblicke an, wo derselbe zu meiner Kennt-
niss gelangte, mit besonderer Freude begrüsst und-das mir angetragene
Ehrenamt um so bereitwilliger angenommen, als es mir willkommenen
Anlass bieten wird, die freundschaftlichen Beziehungen mit Eurer kaiser
lichen und königlichen Hoheit zu erneuern. Es ist mein aufrichtiger
Wunsch, dass die Betheiligung des deutschen Kunst- und Gewerbfleisses
eme möglichst vollständige und würdige sein möge, und dass die von
der kaiserlichen Regierung in so opferwilliger Weise dargebotene Ge
legenheit zur Festigung bestehender und Eröffnung neuer Verbindungen
dazu beitragen möge, die Freundschaft zwischen den Staaten Oester
reichs und Deutschlands zu stärken und zu fördern. Ich verbleibe Eurer
-kaiserlichen und königlichen Hoheit ergebener
Friedrich Wilhelm.
Unter dem wohlthuenden Eindrücke dieses Actes, welcher dem
schwierigen Unternehmen das einmüthige Zusammenwirken Oesterreichs
und Deutschlands versprach, begannen die deutschen Ausstellungs
arbeiten.
Ausstellungsplan.
3.
Die unleugbare Bedeutung der Weltausstellung für alle Länder
der österreichisch-ungarischen Krone hatte gleichwohl nicht vermocht,
deren Regierungen zu einer gemeinsamen Uebernahme des Werkes zu