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Volltext: Deutschland auf der Wiener Weltausstellung 1873, Wiener Weltausstellung Heft 17

12 Deutschland auf der Wiener Weltausstellung 1873. 
Hallen auf die älteren Ausstellungen zurückgegriffen und das Pariser 
Vorbild, welches in der Einrichtung kleinerer saalartiger Räume weni 
ger auf den Effect des Ganzen als auf die Wirkung der einzelnen Sachen 
Bedacht nahm, verlassen worden. Die Art, wie diese Grundzüge duroh- 
geführt wurden, brachte indess nicht den erstrebten Erfolg. Sie führte 
vielmehr zu einer Einförmigkeit des Innern, unter deren Eindruck eine 
jede Nation im Wege auffälliger, keineswegs immer gelungener Deco- 
rationsaufbauten und unbekümmert um das Nachbargebiet, nach einem 
effectvollen Abschluss der eigenen Räume suchte. Es entstand ein ver 
wirrendes Durcheinander, das jede Uebersicht raubte. Besser war die 
Kunsthalle gelungen; ihr Inneres erschien einfach und edel. Der weite 
Raum der Maschinenhalle war zwar von einer nüchternen Monotonie, 
trug doch aber wenigstens den Stempel des Imposanten. 
In diesen Räumen wurde jeder Nation nach bestimmter Folge eiu 
in sich abgeschlossener Antheil gegeben. So suchte man eine Ueber 
sicht über den Charakter der Gesammtarbeit eines jeden Volkes in 
den wichtigsten Zweigen des Nationalfleisses zu erleichtern. Auf eine 
zweifache Gruppirung der Ausstellungsgegenstände nach Land und 
Gewerbe, wie solche — ebenso geistreich in der Idee, als in der Aus 
führung schwierig —• 1867 zu Paris versucht worden war, war man 
nicht wieder zurückgekommen, sondern hatte sich mit der bescheide 
neren Anordnung der älteren Ausstellungen begnügt. Ihre Durch 
führung bot namentlich im Industriepalaste eiu anziehendes Bild. Von 
Osten nach Westen und umgekehrt konnte man hier die Gebiete der 
einzelnen Nationen in der nämlichen Reihenfolge durchschreiten, wie 
deren Länder auf der bewohnten Erde einander folgen. Auf dem rech 
ten Flügel eröffneten die Völker Asiens die Reihe, im Westen wurde 
sie von Amerika geschlossen. Nur in der Kuppel war diese Ordnung 
unterbrochen. Ihr mächtiger Raum hatte in buntem Wechsel eine 
Anzahl hervorragender Erzeugnisse aus den verschiedensten Gebieten 
der bewohnten Erde aufgenommen. 
Die administrative Durchführung des weitschichtigen Unternehmens, 
zu welchem die Ausstellung sich entwickelte, war für Wien mit gros 
sen Schwierigkeiten verknüpft. Hier fehlten die Erfahrungen, welche 
die Hauptstädte des Westens in wiederholten Ausstellungen bereits 
gewonnen hatten; wie bei der ersten Ausführung einer neu auftauchen 
den Idee musste vieles von Neuem gelernt werden, was dort vor Jahren 
schon durchgeprobt war. Nicht wie dort stand hier ein Personal zur 
Verfügung, welches in dem eigenartigen Dienste einer Ausstellung 
Schulung besass. Das Land, reich an Hilfsmitteln, aber industriell erst
	        
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