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86 Deutschland auf der Wiener Weltausstellung 1873.
nigung der Ausstellungsräume, die Kosten der Auspackung, Aufstellung
und allgemeinen Beaufsichtigung der Güter, die Kosten ihrer Ver
sicherung gegen Feuersgefahr, diejenigen der Aufbewahrung des Ver
packungsmateriales sowie schliesslich der Aufwand für die Abrüstung
der Ausstellung und das Verpacken der Güter vom Reiche übernommen.
Alle sonstigen Aufwendungen, so insbesondere diejenigen für den Güter
transport und die Ausstellungsbehälter, sollten die einzelnen Staaten
entweder von den Betheiligten einziehen oder aus Landesmitteln decken.
Letzteres geschah in ungewöhnlichem Umfange; die meisten Staaten
entschlossen sich, die Kosten des Gütertransportes zur Hälfte und einen
bedeutenden Antheil von den Kosten der Behälter zu übernehmen.
Die auf das Reich übernommenen Kosten waren anfänglich auf
1200 000 Mark festgestellt worden; man hatte sich dabei auf sehr all
gemeine Schätzungen stützen müssen und namentlich die Aufwendun
gen zu Grunde gelegt, welche den deutschen Staaten auf der letzten
Pariser Ausstellung, in Höhe von nahezu jener Summe, erwachsen
waren. Die Voraussetzung dabei war allerdings, dass die deutsche
Ausstellung in Wien der Ausstellung der deutschen Staaten in Paris
au Umfang etwa gleichkommen werde. Wie der Gang der Dinge diese
\ oraussetzung und alles, was darauf beruhte, zu nichte machte, ist oben
geschildert. Schon im Sommer 1872 sah sich die Centralcommission
vor Bedürfnisse gestellt, deren Befriedigung die verfügbaren Mittel
weitaus überschritt. Da die Zeit fehlte, um zunächst die Entscheidung
der Reichsgewalten zu erwirken, befand sich die Commission vor einer
weitreichenden finanziellen Verantwortung. Allein gegenüber der Ge
wissheit, dass auf jedem anderen Wege der Erfolg der Ausstellung von
vornherein in Frage gestellt werden würde, mussten alle Bedenken
fallen. Man entschloss sich, den vorhandenen Ansprücheü Rechnung
zu tragen. Die Mehrausgaben, welche sich in Folge dessen ergaben,
in der Hauptsache für Bauten und die damit verbundene Vergrösse-
rung der Installationsarbeiten —, wurden auf 1 155 000 Mark geschätzt.
Wider Erwarten sollte sich die Commission aber auch in dieser Schätzung
getäuscht finden. Als die Zahl der Aussteller sich hartnäckig auf einer,
allen Erfahrungen widerstreitenden, Höhe hielt, als immer neue Er
weiterungsbauten sich nöthig erwiesen, als damit auch die Aufgaben
der Ausstellungscommission und der gesäumte Apparat, mit welchem
sie arbeitete, sich immer weiter ausdehnten, und als gleichzeitig die
Preise für Arbeit und Material am Ausstellungsplatze eine, der kühn
sten Voraussicht spottende Steigerung erfuhren, konnte man sich, noch
vor Eröffnung der Ausstellung, nicht verhehlen, dass selbst die erhöh
ten Mittel nicht genügen würden. Aller Einschränkungen ungeachtet
musste die Centralcommission zu immer neuen Zuschüssen aus Reichs
mitteln die Zuflucht nehmen. Die Gesammtsumme, welche ihr auf diese
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