406 Gruppe VIII. Holz-Industrie.
die bunten Steine, dagegen mit Einlagen seltener Hölzer war ein klei
ner Schmuckschrank, für den 2000 Pfd. St. gefordert wurden. Der
selbe war im Renaissancestil ausgefübrt, sein Schema entsprach dem
Seite 384 und 385 beschriebenen. Er war dreithürig, die Schmalheit
der Seitenfächer hatte aber gestattet, statt vier Stützen, die durch die
Anlage vorgezeichnet waren, nur deren zwei an den Ecken zu setzen
und die Stelle der beiden mittleren durch hangende Knäufe anzudeuten.
In technischer Hinsicht war dieses Cabinet wohl die staunenswertheste
Leistung von Allem, was die VIII. Gruppe bot, wenngleich nicht die
schönste. Der Körper des Cabinets scheint Ebenholz, ohne dass jedoch
dessen Färbung den Grundton angäbe; letzterer ist vielmehr ein war
mes, ins Gelbröthliche schimmerndes Braun, zu dem die verschiedenen
helleren und dunkleren Naturfarben der verschiedenartigen Hölzer Zu
sammenflüssen, welche alle Theile bedecken. Mit reizvollem Raffine
ment in der Wahl der farbigen Gegensätze wechseln in den feinsten, alle
Flächen nmsäumenden Lineamenten Buchsbaum, Ebenholz, Amaranth,
Orangenholz, BeafHolz und Elfenbein. Der Grund der grossen Füllung
des Mittelschrankes besteht aus Palmenholz, das durch Hirnschnitt die
schwarze Tüpfelung in braunem Grunde zeigt, und mit einem Ornament
völlig im Stile desjenigen auf den Thüren des grossen Lormier’sehen
Schrankes in wohl abgewogenem Wechsel von Buchsbaum und Elfen
bein ausgelegt ist. In den Ebenholz-Cannelüren der mit Schlangenholz
bekleideten Pilaster steigt gleichfalls zweifarbig intarsirtes Ornament
empor. Wo ein winziges Feldchen Schmuck zu vertragen schien, ist
ihm dieser in Einlagen von Amboina-, Thuja-, Biff Holz oder anderen
Hölzern gegeben, in denen wieder Elfenbein- oder Buchsbaumeinlagen
sich abzeichnen. Das Innere ist mit gelbem Atlasholz fournirt. So
bewundernswerth unübertreffliche Vollendung der Technik und ge
schmackvolle Auswahl der Stoffe dieses Cabinet auch macht, von sei
nen gravirten Einlagen gilt doch das oben von der neuen englischen
Richtung Bemerkte. Auch war an demselben — sein Entwurf stammt
gleichfalls von Lormier — ein künstelndes Haschen nach immer neuen
ornamentalen Motiven für jedes neue Glied recht auffallend; ein über
triebenes Streben nach Zierlichkeit führte zu unnatürlichen, kraftlosen
Einzplbildungen, wie wenn die Arabeske drei Mal den Kreis der Spi
rale vollenden muss, ehe sie ihre prangende Endblüthe entfalten darf.
Nicht minder bewundernswerth durch glänzendste Lösung der
schwierigsten technischen Aufgaben, welche dem Marquetteriearbeiter
gestellt werden können, war der grosse Schauschrank kostbarer Ge-
räthe nach Owen Jones’ Entwurf. Sein Schema entspricht demjenigen
des grossen Lorniier’schen Schrankes: im Grundriss insofern reichei,
als die Stelle einfacher Säulen im Obertheil über einfachen Pilastern
des Unterbaues, je zwei gekoppelte Halbsäulen mit davorstehender Rund
säule über entsprechenden Pilastern vertreten; im Aufriss dagegen ein-