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Volltext: Holz-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 18

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I. Die Erzeugnisse der Möbeltischlerei etc. 
Man glaubt zu fühlen, dass der Bildschnitzer nicht selbst Bildner, nur 
mechanischer Nachbilder des Modelles. 
Der Einfluss der Thorwaldsen’schen Richtung in der dänischen 
Kunst, der bei der Beurtheilung der kunstgewerblichen Leistungen 
Dänemarks so gern ganz allgemein betont wird, und für manche Zweige, 
wie die Keramik, gewiss auch nachweisbar, ist bei ihrer Bildschnitzerei, 
so weit diese in Wien zu Tage trat, nicht zu spüren. Im Stil der Mö 
bel ist allerdings ein bescheidener Hang zum Gräcisiren, der manch 
mal dem Empirestil genäherte Formen schafft, nicht zu verkennen. 
Eine gewisse Verwandtschaft mit den kunstgewerblichen Entwürfen 
Theophil von Hansen’s ist unleugbar. 
Dieser Richtung folgten vornehmlich die in besonderen Nischen 
der dänischen Gallerie anschaulich aufgestellten Mobiliare: ein Speise 
zimmer von C. B. Hansen und ein Salon von P. L. Rönne. Die Mö 
bel des Speisezimmers erhalten ihre Grundfärbung durch ein polirtes 
Nussbaumfournier, mit welchem zu mehrerer Sonderung und Betonung 
einzelner Theile gebeiztes Eschen- und Atlasholz in maassvoller Ver 
wendung wechseln. In den Füllungen antikisirende Trophäen von 
farbig überhauchter Holz - Intarsia. An den Lisenen des Unterschran 
kes der Credenz aus Nussholz geschnitzte Satyrhermen und Greife als 
Träger und Stützen von Börtern und Tischplatten. Angenehme, ruhige 
Farbenstimmung, schöne Verhältnisse, gediegene Ausführung wirken 
auf’s Beste zusammen. — In der Holzarbeit ähnlich war die Rönne sehe 
Saloneinrichtung. Die Polstermöbel mit blauer Seide bezogen. Auf 
den breiten Holzstücken des Obertheiles der Lehnen und sonst an 
schicklicher Stelle nette Holzeinlagen: lichte, mit wenigen Strichen 
kräftig angedeutete Zeichnung auf dunklem Grund, je zwei einander 
streitend oder kosend gegenübergestellte Pfauen, Schnepfen, Hühner 
und dergleichen Vögel. 
Von S. & A. Jensen waren in der dänischen Gallerie noch zu 
sehen ein Schlafzimmermobiliar, an welchem die gefällige Verbindung 
von naturfarbenem Ahornholz mit Leisten von Mahagoni zu loben war; 
ferner ein Cabinet voij Nussholz mit geschnitzten Füllungen, von ge 
sunder Derbheit. — Auch F. P. Roerup hatte eine vollständige Zim 
mereinrichtung gebracht: Bücherschrank, Schreibtisch, dazu Tisch und 
Sitzmöbel; von polirtem Nussbaum mit rothseidenem Bezüge; die 
Tischlerarbeit gut, die Schnitzarbeiten aber noch unter der Mittel- 
mässigkeit seiner Landsleute. 
Schweden und Norwegen, welche mit ihren Bautischlerarbeiten 
den ersten Rang behaupteten, waren mit ihren Möbelarbeiten nur 
schwach vertreten. 
Von den 640 Meistern, welche nach den amtlichen Erhebungen 
im Jahre 1871 mit 1125 Gehilfen in den Städten Schwedens die Tisch-
	        
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