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Gruppe VIII. Holz - Industrie.
und feuersicheren Casse. entworfene Cabinet im Stil der italienischen
r ruhrenaissance, war nicht ausgestellt. Nachdem dasselbe früher in
des Genannten „Blättern für Kunstgewerbe“ veröffentlicht worden, ist
es neuerdings zum Gegenstand einer besonderen Publication gemacht
worden (Wien, Druck und Verlag von R. v. Waldheim), welche alle
schonen Einzelheiten abgebildet enthält und den lebhaftesten Wunsch
erregt, dass auf ebenso meisterliche Art auch das Storck’sche Cabinet
ein Gemeingut des deutschen Kunsthandwerks werden möge.
Eine Arbeit ersten Ranges war auch der von Franz Michel nach
König & Feldschareck’s und C. Graff’fr Entwürfen ausgeführte
Damenschreibtisch in der Ausstellung der Bronzefabrikanten Dzie-
dzinski & Hann sch. Das Blindholz dieses Möbels besteht aus Eichen
holz, dieses ist mit Ebenholz fournirt, die Schnitzarbeiten sind in ebo-
nisirtem Birnbaum ausgeführt und sämmtliche Füllungen mit Leisten
aUS V ® r8 ^. ldetei '’ mit buntem Grubenemail gezierter Bronze umsäumt.
F. Michel und B. Ludwig begegnen uns auch als Lieferanten
eines Pheiles der Möbel im österreichischen Kaiserpavillon, neben ihnen
Josef Hassa & Sohn, ferner ebendort eine Anzahl sonst nicht an der’
Ausstellung betheiligter Wiener Tischler mit vortrefflichen Arbeiten-
Allen voran Friedrich Paulik als Verfertiger der cassetirten Balken
decke im Zimmer des Kaiser?. Das Nähere über das decorative En
semble dieser prächtigen Räume möge man in dem schönen Buche von
Julius Lessing: „Das Kunstgewerbe auf -der Wiener Weltausstellung“
nachlesen.
Neben den Genannten haben sich noch eine kleine Anzahl anderer
V lener durch originelle und ein rüstiges Fortschreiten auf dem Wege
der kunstgewerblichen Reform bekundende Möbelarbeiten ein Anrecht
auf namentliche Erwähnung erworben.
Wir nennen hier zuerst den Bildhauer Franz Schönthaler, von
dessen ins Mannigfaltige strebender Arbeit eine Reihe kleinerer Möbel
gutes Zeugniss gaben. Das Beste waren diejenigen Stücke, an welchen
die Bildhauerarbeit ausschliesslich oder wesentlich in Betracht kam,
wie denn auch zahlreiche Metallgussarbeiten nach Modellen Schön
thaler s von Erfindungsgabe und fröhlicher Laune zeugten. Charak
teristisch in diesem Sinne waren zwei geschnitzte Wandconsolen, die
von einem mit halbem Leibe vorragenden derb bäuerischen Kerl ge
stutzt werden, der in seiner gezwungenen Stellung gar ergötzlich mit
einem Reiher streitet, das eine Mal als Unterlegener, das andere als
Sieger. Eine Surporte-Verzierung im besten Stil Ludwig XVI. zeigte,
dass Schönthaler auch stilisirte Formen gewandt zu behandeln ver
steht. Weniger erfreulich waren die Compositionen seiner Möbel. Die
selben Hessen gute Verhältnisse vermissen. An einem aus Nussbaum
geschnitzten Cabinet waren z. B. die Putten auf der Bekrönung von
colossalischer Grösse im Verhältniss zu den Frauengestalten, die als