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Volltext: Holz-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 18

I. Die Erzeugnisse der Möbeltischlerei etc. 505 
timten und verdecken obendrein den Fuss der hohen Pocale, die man 
allenfalls noch dahinter in den Nischen aufstellen könnte. Das Schlimmste 
aber ist der völlige Mangel an Einheit in der Ornamentation, sowohl 
in Hinsicht des Stiles wie der Verhältnisse. Auf den Seitenschränken 
des Unterbaues grosse weit vortretende Löwenköpfe, wie sie etwa auf 
einer Eirchenthur am Platze wären; die Füllungen der Seitenschränke 
auf der Platte aber mit zierlichem, stark unterschnittenem Ornament 
m der Art der Lienard’schen Groteskfüllungen überwuchert; auf 
den Hinterflachen der Nischen wieder strotzende Fruchtgehänge. Dem 
Mangel an Raum für wirkliche Gefässe war durch dergleichen aus Holz 
geschnitzte oben auf der Bekrönung abgeholfen. In allen diesen Din 
gen ringt aber doch eine tüchtige Kraft nach bildnerischem Ausdruck, 
welcher Schönes zu erzeugen sicher nicht misslingen wird, wenn sie 
Maass und Einheit verstehen lernt. 
, ^ ” R ? n ;\ is f an0e ’ Aktiengesellschaft für Holzarchitek- 
ur und Mobeifabrikation“, als Commanditgesellschaft ein bekann 
ter Gast der Weltausstellungen, hatte auch dieses Mal Wandgetäfel, 
Speisezimmermöbel, einen grossen Tisch mit einer netten, parquetartig aus 
kleinen Stucken einheimischer Hölzer zusammengesetzten Platte und 
eine Anzahl Stuhle, sammtlich aus Eichenholz mit reichlichem Schnitz 
werk ausgestellt. Eine Besserung in der Zeichnung machte sich inso- 
ern bemerkbar, als das programmmässige Schnitzwerk nicht mehr gar 
so wüst wucherte, wie bei früher gesehenen Paradestücken. Von der 
Gothik war kaum eine Spur mehr zu sehen. Man scheint sich endlich 
der Bedeutung des Namens der Gesellschaft bewusst zu werden, dem man 
in früheren reclamenhaften Deuteleien allerlei Anderes unterzulegen 
beliebte. Ist so einerseits ein Fortschreiten in kunstgewerblicher Rieh- 
tung nicht zu verkennen, so muss auch an die steigende industrielle 
ec eutung des Etablissements erinnert werden, das im Jahre 1871 
einen Umsatz von. einer halben Million Thaler erzielte, sein Absatz 
gebiet zur Hälfte in Deutschland, zu einem Viertel in aussereuropäi- 
schen Landern findet, und ausser einem Directionspersonal von 20 Per 
sonen bei 2 Dampfmaschinen von 70 Pferdekräften 345 Arbeiter in 
den Fabriken, 160 ausserhalb derselben beschäftigt, 
Ueberflüssige Schnitzarbeit, ohne welche die Berliner es überhaupt 
nicht zu thun scheinen, kennzeichnete auch das im Uebrigen gut ge 
arbeitete, mit einer Glasplatte i) versehene Billard aus der Fabrik von 
ikfrJr« 6 B-,! n ! !erlin - Bd 77Arbeitem beugte dieselbe im Jahre 
„ " 8 ^ llla ^, ds and 558 Dutzend Queues im Werthe von circa 
Rm . Ein Dnttheil ihrer Erzeugnisse wandörte ins Ausland. 
ZWeima , lige Zertrümmerung dieser Glasplatte auf dem Transporte 
nach Wien veranlasst mich zu folgender Erinnerung: Wie ein Pianoforte 
nicht immer durch blosses Ansehen als gut oder schlecht erkannt werden
	        
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