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Gruppe VIII. Holz-Industrie.
sich wenden konnten, ein Bemühen der Arbeitgeber, ihren tüchtigsten
Mitarbeitern einen Theil der errungenen Ehre zuzuwen'den, bemerldich
war, so sprach man auch in Russland, Italien, England, Frankreich,
Oesterreich mit Stolz den Namen der Architekten und Kunstgewerb-
zeichner aus, welchen man die Entwürfe für die ausgestellten Arbeiten
verdankte. In Deutschland hingegen suchte man mit sehr seltenen
Ausnahmen, die auch wieder zum Theil den Stempel der Vetterschaft
trugen, auch diese künstlerische Mitarbeiterschaft mit Dunkelheit zu
umgeben, sei es geflissentlich, um etwaigen Concurrenten nicht auf die
Spur so schätzbarer Mitarbeiter zu verhelfen, sei es, weil man diese
nicht nach ihrem wahren Werthe zu würdigen verstand.
Von so kleinlich engherziger Auffassung des Verhältnisses des
Unternehmers zu seinen Mitarbeitern jeder Art muss das deutsche
Kunsthandwerk sich allendlich losreissen. Freudige Hingabe an die
Arbeit, beherztes Daransetzen seiner ganzen Person darf von dem Ar
beiter, sei er nur manueller oder künstlerischer Gehilfe, nur dann ge
fordert werden, wenn auch der Arbeitgeber die Verdienste seiner
Mitarbeiter völlig loyal würdigt, sie nicht bloss mit einem Bruchtheil
des Gewinnes ahspeist, sondern ihnen auch öffentliche Anerkennung
zuwendet, wo er selbst solche ihnen verdankt.
Wir haben gesehen, wie bei allen Betrachtungen über die Organi
sation der gewerblichen Arbeit das Lehrlingswesen immer in den Vor
dergrund tritt. Mit dessen gegenwärtiger Handhabung und gesetzlicher
Regelung sei nicht auszukommen, erschallt es lauter und dringlicher aus
den nachstbetheiligten Kreisen. Die Verhältnisse, um die es sich hierbei
handelt, sind aber nicht die allein maassgebenden für die Hebung der
Möbelindustrie. Sie finden ihre nothwendige Ergänzung in dem Fort-
bildungs- und Gewerbeschulwesen. Die Wirkung der Gewerbeschulen
wird vorläufig noch stark beeinträchtigt durch die mangelnde Vor
bildung ihrer Schüler, welche aus den Volksschulen selbst der grossen
Städte nur einen sehr kleinen Theil der Vorkenntnisse mitbringen, die
das Verständniss der fachlichen Lehrgegenstände voraussetzt. Diese
Mängel der in den Volksschulen gewonnenen Bildung sind es ja auch
hauptsächlich, welche das Gefühl von der Nothwendigkeit der Fortbil
dungsschulen so lebhaft erregt haben. Vermöchten jene, ihrer Aufgabe
gerecht zu werden, so büssten diese in den Augen Vieler, wenigstens
so weit es die Gewerbeschulen angeht, viel von ihrer Dringlichkeit ein.
Einstweilen greifen jene Mängel hemmend in den Lehrgang der Ge
werbeschulen ein, die gezwungen sind, selbst wieder als Fortbildungs
schulen zu arbeiten, um erst einmal dasjenige nachzuholen, was sie
bei ihren Schülern vorfinden mussten. Die Gewerbeschule sollte unmittel
bar auf der Volksschule weiter bauen können, daher diese schon auf
jene Rücksicht nehmen. Ganz besonders gilt dies vom Zeichnenunterricht,
der in den deutschen Volksschulen noch sehr im Argen liegt. Ein