536 Gruppe VIII. Holz-Industrie.
gedrechselten, senkrecht, quer und in der Diagonale verbundenen Holz
stäbchen zusammengesetzt 'ist und wie als luftiger Verschluss von
Mauerlöchern so überall an Möbeln angewendet werden kann, wo es
gilt, ein structiv indifferentes Feld anders als mit einer massiven oder
durchbrochenen Platte auszufüllen. Ganz besonders eignet sich dieses
arabische Stäbchengitterwerk zu gefälliger Füllung der Zwischenräume
zwischen den Sparren eines-Sitzmöbels, wie denn auchParvis dies mit
gutem Erfolg an einem Sopha versucht hatte. Das andere Motiv be
steht in der Auflösung einer grösseren Holzplatte in eine Anzahl kleiner
mit beder und Nuthe untereinander verbundener rauten- oder T- oder
L- förmiger Stücke, von denen jedes mit mehreren gleich oder anders
geformten zusammen zu einem kleinen Rahmen sich fügt, selbst aber
wieder als Füllung eines anderen aus eben solchen Stücken gebildeten
Rahmens erscheint. Waltet bei der Zusammensetzung solcher Stücke
ein feiner Geschmack auch in der Wahl verschiedenfarbiger Hölzer, so
lässt sich damit Reizvolles erzielen. Parvis zeigte unter Anderem einige
schöne Thürfüllungen, an denen Nussbaum-, Ebenholz und Elfenbein
zu gefälligstem Ganzen vereinigt waren. Wie jenes Stäbchenwerk
könnte auch dieses von dem bei uns üblichen Rahmensystem, welches
stets Rahmen und I üllung im Gegensatz zeigt, grundsätzlich ab
weichende Rahmenwerk eine werthvolle Bereicherung der Motive werden,
über welche unsere Schreiner, ohne dass sie der Mitwirkung des’
Bildhauers bedürften, zu reicherer Ausstattung ihrer Kastenmöbel ver-
fügen.
Das erwähnte gedrechselte Gitterwerk w T ar auch sonst in der ägyp-
tischen und türkischen Abtheilung einzeln zu bemerken, doch ohne
dass die Namen von Verfertigern genannt wären. Eine sehr 'schöne
Verwendung an Fenstern hatte es bei dem Palast des Vicekönigs von
Aegypten gefunden.
Die Türkei war im Generalkatalog der achten Gruppe mit nicht
weniger als 283 Ausstellern vertreten. Von diesen hatten viele wohl
nur einige Löffel, ein Paar „Galeudjen“ (Sockelschuhe für das Bad), eine
Flasche oder eine Schaufel eingesandt. Aber auch der kleinere Theil
derselben, der hier zu besprechen wäre, konnte bei der gründlichen
Unordnung, welche diese Abtheilung auszeichnete, nur in seinen augen
fälligsten Stücken gewürdigt werden. Im Allgemeinen gilt hier dasselbe,
was von den chinesischen und japanischen Arbeiten: umso unbefangener
die Handwerker in ihrer heimischen Ueberlieferung und Kunstanschauung
verharren, desto Schöneres leisten sie; sobald sie europäischen Formen
Raum geben, geräth ihr naiver Geschmack ins Schwanken, bilden sie
nur noch hässliche Zwitterdinge, welche einen verderblichen Rückschlag
auf ihre Verfertiger schon unmittelbar durch Verkümmerung und Ver
flüchtigung der vordem von ihnen sicher beherrschten Technik äussern.