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Volltext: Holz-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 18

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II. Die Holzsclinitzarbeiten. 
gen, hier der Stechpalme, dort des Lorbeerbaums. Sehr viel waren 
diese Schnitzereien zur Montirung von Blumenvasen, Weihwasserbecken, 
„ Vide-poches“ aus Glas oder Porcellan verwendet. 
Einige in der englischen Kunstabtheilung unter Glas ausgestellte 
geschnitzte Tableaux von J. Minus inNorwich, Scenen aus dem Leben 
der Vögel, ein Wiesel, das ein Nest plündert, Sperlinge im Erbsenfeld 
zeigten eine aussergewöhnlich lebendige Naturauffassung und zarteste 
Ausführung. 
In der portugiesischen Abtheilung waren sauber ausgeführte 
Holzschnitzarbeiten eigenthümlicher Art zu sehen, meist Streifen- und 
Friesornamente oder Füllstücke, die aus dem vollen Holz ganz durch 
brochen gearbeitet waren und maurisches Bandgellecht mit vegetabili 
schen Bildungen untermischt in geschmackvoller Vertheilung zeigten. 
Es schien, als sollten sie nicht unmittelbar als Holz, sondern vergoldet 
oder bemalt in Verbindung mit einer etwa in Stuck ausgeführten Deco- 
ration verwendet werden: offenbar hatten sie architektonische Bestim 
mung. Hie grössere Auswahl war unter der Angabe, es seien Mo 
delle für die neue Börse in Porto, von der Associa§io commercial 
do Porto ausgestellt, eine geringere Zahl kaum minder guter trug 
den Namen J. Z. Pinto’s in derselben Stadt. Interessant wäre es, fest 
zustellen — was in Wien nicht zu erfahren war —, ob in diesen orien 
talischen Decorationsmotiven eine Ueberlieferuug aus der Herrschaft 
maurischer Kunst in den südlichen Theilen der pyrenäischen Halbinsel 
fortlebt. Vielleicht, und die Bestimmung für einen grossen öffentlichen 
Bau deutet darauf, haben wir es nur mit einer von tüchtigen Architek 
ten angeregten antiquarischen Kichtung zu thun. 
Auch in der griechischen Abtheilung waren einige Schnitz 
arbeiten ausgestellt, ohne künstlerischem Würth, aber von so ausser 
ordentlicher Feinheit, dass es zu ihrer Würdigung eines Vergrösserungs- 
glases bedurfte. Meist religiöse Darstellungen, die zu mehreren in 
einem gemeinsamen Rahmen zu einer Art lableau vereinigt sind. Die 
Figürchen in sehr erhabenem nahezu vom Hintergründe gelöstem Relief 
ausgeführt, dem bisweilen statt des natürlichen Holzgrundes ein solcher 
von rothem Goldflitter untergelegt ist. Bewegungen und Gesichtszüge 
in jener herben conventioneilen Form, die auch für die modernen Aus 
läufer der byzantinischen Kunst bezeichnend geblieben ist. I ür das 
beste Stück dieser Art, wenige Spannen lang und breit, von John 
G. Platys in Athen, wurden nicht weniger als 25 000Irancs gefordert. 
Kleinere Schnitzeleien von minderem Werthe wurden von ihren Ver 
fertigern — Joseph Basil und G. Andronico in Athen — immer 
noch auf etliche tausend Francs bewerthet. Für ein derartiges 1 ableau 
mit den Bildnissen der griechischen Königsfamilie, des Kaisers von 
Oesterreich und anderer Regenten verlangte man 6500 Francs. Es
	        
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