IV. Die Farbanstriche und vergoldeten Holzwaaren. 579
stets eingerichtet werden zu müssen, um lohnend zu sein. Auch der
Betrieb der in den kleineren Residenz- und Provinzialstädten befind
lichen Leistenfabriken bewegt sich mit geringen Schwankungen in der
Nähe der für die Berliner Fabriken angegebenen Arbeitskräfte. Ausser
durch die Genannten war diese Specialität gut vertreten durch F.Mass-
mann in Kiel, Meurer & Kapp in Lahr, Baden, und Michel Maier
in München.
Eine andere Specialität vertrat Franz Schultz in Lüneburg,
mit aus Holzmasse gepressten Photographierahmen, deren Herstellung
er in grossem Maassstabe betreibt.
In der österreichischen Abtheilung waren dergleichen Gold-
leisten nur von Wenigen ausgestellt, von Alois Scheidl in Wien die
besseren, ferner von Friedr. Kramm in Wien und G. A. Gross in
Steyr. Auch in fast allen übrigen Abtheilungen waren sie vertreten.
Als die besseren Fabrikate ' erschienen diejenigen von Charles
Manteau in der belgischen, von Loremy & Grisey in der fran
zösischen, von Pape Brothers & Kugemann (Cincinnati) in der
nordamerikanischen Abtheilung. — Kleine billige Photographierah
men hatte noch Rudolf Lustig aus Wien ausgestellt.
Mit Anstreicherarbeiten stand Oesterreich im Vordergründe.
Hie Holz- und Marmorimitationen in der Collectivausstellung der An
streicher und Lackirer Wiens bekundeten eine erstaunlich vorgeschrit
tene Technik, aber auch ein gewisses Bestreben, die Grenzen der Ver
wendbarkeit derartiger Nachahmungen zu überschreiten. Als unberech
tigte und keineswegs verdienstvolle Versuche in letzterer Richtung
müssen wir die Imitation von Parquets und die besonders häufige von
eingelegten Tischplatten bezeichnen, falls diese anderes als Musterkarten
vorstellen sollten. Wer einen sorgfältig gemalten Marquetterietisch zu
bezahlen im Stande ist, wird sich gewiss nicht mit einem solchen be
gnügen, sondern der weit schöneren, wenig kostspieligeren und sicher
dauerhafteren echten Marquetterie den Vorzug geben. Bedeutung
haben diese Imitationen im Wesentlichen nur für eine gewisse Art von
Hecorationsmalereien, als welche sie bei den Laden- und Wirthshausein-
richtungen und den Holzverkleidungen der Häuser im Erdgeschoss eine
hervorragende Rolle spielen. Sie vermitteln aber immerhin eine be
deutende Vorstellung von der Leistungsfähigkeit der Wiener auch auf
anderen Gebieten decorativer Anstreicherarbeit.
Die verdienstlichsten Proben derartiger Arbeiten boten Carl
Weber, dem seine Holz-und Marmorimitationen fast ein Ehrendiplom
eingetragen hätten; Leopold Gromann, der sich hervorragende Ver
dienste um die Lackfabrikation erworben hat, als Jurymitglied aber
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