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Volltext: Holz-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 18

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Gruppe VIII. Holz-Industrie. 
von Stil zusammen. Ob dieser Tkeil der Ornamente im Dorfe Ust- 
wolno heimathberechtigt, oder ob sein Eindringen mit dem Umstande 
verknüpft ist, dass die dort erzeugten lackirten Holzarbeiten in St. Peters 
burg (kleine Morskoi, Haus Tatisehtscbeff Nro. 8) durch ein grosses 
Magazin vertrieben werden, vermögen wir nicht zu entscheiden. Letz- 
terenfalls läge hier eine Erscheinung vor, wie wir sie anlässlich der Ar 
beiten des Orients ausführlich besprochen haben. 
Aus der persischen Abtheilung gehören hierher die Bein- und 
Metallmosaiken von Schiraz und Isfahan, welche an Thüren und Mö 
beln des persischen Königshauses, an Spiegelrahmen, Schreibetuis, mu 
sikalischen Instrumenten und vielerlei kleinerem Geräth zu sehen waren. 
Auf den ersten Blick glaubte man etwas in Art der Bombaymosaiken, 
nur verändert durch goldigen Lacküberzug, vor sich zu haben. Bei 
näherer Untersuchung aber stellte sich heraus, dass diese gleichfalls 
aus kleinen Metall-, Elfenbein- und Holzblättchen in geometrischen 
Mustern zusammengesetzte Mosaik in technischer Hinsicht von der 
indischen wesentlich unterschieden ist. Die Blättchen sind nicht in 
ein hartes Holz gelegt, sondern scheinen nur in einen weichen, dem 
Papiermache ähnlichen Ueberzug des Holzes eingedrückt, sodann lackirt 
zu sein. Daher eine geringere Sauberkeit der Muster, geringere Halt 
barkeit, aber auch die Möglichkeit, gekrümmte Flächen aller Art mit 
diesem Ueberzug zu schmücken. 
In der indischen Abtheilung waren nur die bekannten Sgrafitto- 
Lackarbeiten reichlich vertreten. Hölzerne Kasten, kugelförmige Dosen, 
I ennale, zum I heil von beträchtlicher Grösse und fast alle in Sätzen 
von drei bis sieben genau ineinander passenden Stücken, bemalt mit ge 
tupften oder marmorirten Lackfarben, in denen ein lebhaftes Gelbroth 
als Grund vorwiegt, und verziert mit Bändern und Streifen in drei bis 
sechs Farben, schwarz, grün, roth, gelb, weiss und seltener schmutzig 
blau, welche Farben in Schichten von gleichmässiger Dicke eine über der 
anderen aufgetragen sind, auf denen dann durch theilweises 'Abschaben 
und Auskratzen, wie beim Sgrafitto, einfache, schönstilisirte Blumen 
und geometrische Muster gebildet werden. 
In wenigen Stücken nur waren jene Lackmalereien auf Holz ver 
treten, welche die bekannten Muster der Kaschmirshawls in Farben 
und Gold reproduciren. Das Schönste war ein Paar kleiner Thürflügel 
aus sehr schwerem Holze, wohl einer Wandnische entnommen. Auf 
den Füllungen waren die schönsten Shawlmuster in allen Farben ge 
malt, die nun beim Oeffhen der Thüren durch das veränderte Einfallen 
des Lichtes nach einander und abwechselnd mit dem Golde den Farben- 
accord beherrschten; die Rahmen waren mit kleinen blauen und rothen 
Blumen auf Goldgrund besäet, die durch Abfasung der Kanten ent- 
gtäJldenei} Flächen lebhaft grün mit goldenen Arabesken.
	        
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