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I. Die Erzeugnisse der Möbeltischlerei etc.
länder vor Ausschreitungen dieser Art, die am üppigsten in der öster
reichischen Abtheilung hlüheten, bewahrt und zu mehreren sehr glück
lichen Lösungen der Aufgabe geführt. Beispielsweise erinnern wir an
einen von Jackson & Graham ausgestellten Tisch. Die runde intar
siageschmückte Platte desselben war auf einem Gestell befestigt, wel
ches aus fünf Stützen, einer starken mittleren und vier schlanken auf
die Ecken eines Quadrates gestellten, bestand; diese Stützen waren
oben durch einen Rahmen (Zarge), unten durch 'zwei gekreuzte Sparren
verbunden ; letztere erhielten durch vier wagerechte Scheiben von der
Form eines Viertelkreises erhöhete Festigkeit; an den Enden der ge
kreuzten Sparren entsprangen die Füsse, welche in elegantem Schwung
soweit ausluden, dass ihre Endpunkte, mit denen sie den Boden berühr
ten, den Ecken eines in den Kreis der Tischplatte gezeichneten Qua
drates entsprachen. Bei kleineren runden oder achteckigen Tischen
war ein ähnliches doch einfacheres Schema befolgt, etwa dieses: drei
oder vier schlanke Stützen, oben durch eine Zarge, unten durch Sprie
gel verbunden, gespreizte Füsse ähnlich den vorbeschriebenen, in allen
Fällen ohne Schnitzwerk, die Stützen und Sparren durch eingelegtes
LinienornamSnt geziert, welches die Richtung derselben betonte und
ihre feineren Glieder durch deutliche Farbencontraste von einander
ahhob.
Eine entschiedene Umwälzung sprach sich in der Bauart der
Stühle aus. Das durch den Stil Ludwig XVI. in Aufnahme gekom
mene Schema mit vier nur durch den Rahmen des Sitzbrettes — den
sogenannten Riegel — verbundenen Füssen war nicht mehr das vor
wiegende. Obwohl einige recht gelungene Sessel dieser Art ausgestellt
waren (unter Anderen von Bernhard Ludwig in Wien), bei welchen
der Dürftigkeit dieses Schemas durc]j eine kräftigere Bildung und ener
gische Gliederung der Füsse abgeholfen war, folgte die weitaus überwie
gende Mehrzahl der schöneren und reicheren Stühle dem älteren Schema,
welches die Füsse durch verschiedentlich angeordnete Sparren —
Spriegel — verbindet. Der Ruhm, die gediegensten Lösungen dieses
Schemas gebracht zu haben, gebührt unstreitig Oesterreich. Die fran
zösischen Stühle Hessen viel zu wünschen, soweit sie nicht, wie einige
feine Sessel im Stile Henri II. bei Roudillon und zwei oder drei aus
gezeichnete Armsessel im. Stile LouisXIV. bei Ma^zaroz-Ribalier und
bei Levy& Worms sich unmittelbar an gute Vorbilder aus älterer Zeit
anlehnten.
Wie anders die Möbel der Wiener, allen voran diejenigen, welche
die Firma Haas & Söhne nach Entwürfen von J. Storck hatte aus
führen lassen, um an ihnen die Pracht ihrer Gewebe zu zeigen. Hier
war entschieden ein belebender Einfluss der Mahnungen zu spüren,
die Jakob Falke wiederholentlich an die österreichischen Möbelhauer
gerichtet hat, indem er ihnen nachwies, wie trotz der steifen Lehnen