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Volltext: Holz-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 18

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I. Die Erzeugnisse der Möbeltischlerei etc. 
nieren das Nussholz bei Weitem vor. Daneben machten sich Versuche 
bemerklieh, andere einheimische Holzarten in grösserem Umfange an 
die Stelle des Nussholzes treten zu lassen. In diesem Sinne hatten 
z. B. J. G. & L. Frankl in Wien mehrere Garnituren fournierter Mö 
bel ausgestellt, welche die Verwendbarkeit des atlasartig schimmernden 
hellen ungarischen Eschenholzes zeigten, ein schönes Holz, das in der 
That häufiger verarbeitet werden sollte. Die Vorliebe für Marquetterie 
aller Art hatte in England zu äusserst mannigfaltiger Verwendung der 
seltensten und schönsten exotischen Hölzer geführt. Vor Allem bot 
die Jackson & Graham’sche Ausstellung lehrreichste Beispiele für 
eine geschmackvolle Zusammenstellung solcher. Das bekannte lois 
durci hatte den Kreis seiner Verwendung für Möbel nicht ausgedehnt. 
Hirschgeweihe spielten in der deutschen und österreichischen Abthei- 
liing den seit Jahren oft wiederholten Abmahnungen der Juries und 
berufenen Kritiker zum Trotz ungefähr dieselbe Rolle, wie auf den 
Weltausstellungen vor sechs und vor elf Jahren. 
Das Material der Möbel führt uns zu einigen allgemeinen Betrach 
tungen über ihre Farbe. Als ein entschiedenes Zeichen gesunden 
Strebens ist hier hervorzuheben, dass durchgängig der Naturfarbe des 
Holzes ihr Recht gegeben wird. Versuche, durch künstliche Färbung 
oder durch Vergoldung das Holz ganzer Möbel zu verstecken, waren, 
wenn wir von dem ebonisirten Birnbaum absehen, selten. Wo sie ent 
schiedener auftraten, erhielten sie ihre Berechtigung durch Anknüpfen 
an historische Vorbilder, wie ganz vergoldete Sessel im Stile Louis X\. 
oder weiss lackirte und bemalte Möbel im Stile Louis K\ I. Möbel, 
bei denen ohne solchen Anlass die Holzfarbe durch \ ergoldung ganz 
verdeckt worden, waren Ausnahmen, die obendrein meist auf eine ältere 
Entstehungszeit zurückzuführen, wie jenes grosse Buffet vonMazaroz- 
Ribalier. Diese Ausnahmen waren fast ausschliesslich auf Frankreich 
— wo Lanneau und Lemoine deren mit Sesseln boten — und aut 
Oesterreich beschränkt, wo einige Tapeziere im Streben nach äusser- 
stem Prunke sich nicht besser als durch vollständige Vergoldung der 
Holztheile ihrer Mobiliare zu helfen gewusst hatten. Bemerkenswerth 
ist, dass selbst in der Rahmenfabrikation eine «Reaction gegen die 
maasslose Goldverschwendung zu Tage tritt, theils durch häufigere 
Verwendung naturfarbenen Holzes, theils durch Verbindung anderer 
Farben — braun, schwarz, blau — mit dem Golde. Von anderer Seite 
gelangt dagegen das Gold wieder auf recht glückliche Weise zu meh 
rerer Geltung; man markirt einzelne feine Glieder: Leisten, Perlstäbe, 
Blattreihen mit mattem Golde, das sehr schön zu dem milden Glanz 
des gewachsten Holzes stimmt. Hierbei ist darauf zu achten, das Gold
	        
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