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Gruppe VIII. Holz-Industrie.
Die Möbeleinfuhr hat sieh in jenem Jahrzehnt stetig, doch nur
um ca. 60 Proc. gehoben. Belgien participirt an ihr in erster Reihe,
dann folgen England, Deutschland und die Schweiz, in zweiter Reihe
erst Italien, die Niederlande und Oesterreich, letzteres fast ausschliess
lich mit gebogenen Möbeln.
. Während derselben Zeit ist die Ausfuhr von in Frankreich fabri-
cirten oder doch daselbst in freiem Verkehr befindlichen Möbeln um
120 Proc. gestiegen. In welchem Umfange die einzelnen Länder Käu
fer französischer Möbel sind, erhellt aus der Tabelle auf folgender Seite
Keines der westeuropäischen Länder fehlt unter den Abnehmern
französischer Möbel. England, Belgien, Deutschland figuriren mit den
grössten Beträgen; mit nahezu gleichen Summen die Türkei. Bemer
kenswerth ist das stetige Steigen des Exports nach den Vereinigten
Staaten von Nordamerika, der jedoch den Export nach Brasilien und
den südamerikanischen Republiken noch bei Weitem nicht erreicht.
Dass von der gewöhnlichen französischen Exportwaare in Wien
wenig oder nichts zu sehen war, konnte man verschmerzen, durch
schnittlich dürfte es damit nicht viel besser stehen, als mit den deut
schen Exportmöbeln. Wenigstens liess der Ankauf einer grossen An
zahl von einem Fürther ausgestellter Galanteriemöbel durch ein Pariser
Haus ersten Ranges darauf schliessen, dass für einen gewissen Kreis
transatlantischer Kunden das Eine so gut dient wie das Andere. Zu
bedauern aber war, dass die Franzosen wieder einmal verschmäht hat
ten, mit Erzeugnissen für das bürgerliche Haus, mit guten Gebrauchs
mobein in den Wettkampf einzutreten. Mit geringfügigen Ausnahmen
boten die etwa zwanzig Pariser Möbelfabrikanten — und andere waren
nicht erschienen — Möbel eines raffinirten Luxus, Möbel, deren Erzeu
gung nicht sowohl durch vollendete Meisterschaft in mannigfaltigster
Technik und volle Hingabe der freien Künste an das Handwerk bedingt
ist, als vielmehr durch den Reichthum der Pariser Gesellschaft und
was mehr bedeuten will, durch das entwickelte Verständniss dieser Ge
sellschaft für einen durch Geschmack und Kunst gehobenen Lebens
genuss. Möbel wie die Prachtbetten von Fourdinois und Colin
Dämon & Co., wie das Cabinet von Christofle & Co., wie Rou-
dillon’s Consolschrank aus ebonisirtem Birnbaum setzen ganz beson
dere Verhältnisse voraus und sind im Grunde genommen weniger maass-
gebend für die Beurtheilung dessen, was eine Industrie als solche lei
stet, als für dasjenige, was sie in Ausnahmefällen zu leisten vermag.
So müssen wir denn von vornherein die Frage offen lassen, ob die
Masse der Production der Pariser Möbelfabrikanten hinsichtlich ihrer
Form und technischen Gediegenheit auf der hohen Stufe steht, auf
welche unter Voraussetzung gesunder wirthschaftlicher Lage im Lande
und naturgemässer Entfaltung der Industrie von den ausgestellten
Luxusmöbeln zurückgeschlossen werden dürfte.