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I. Kunstgewerbe.
Bost & Loyd, Partridge & Co., Ratcliff & Tyler, ebenfalls
aus Birmingham, exponirten zwar nichts Neues, doch ganz vortreffliche
Fabrikate.
Von österreichischen Ausstellungen dürfte wohl vor Allem die
jenige von Alois Harnisch (Firma Diedzinski & Harnisch) zu
nennen sein, welche jeden Sach- und Kunstverständigen in besonderer
Weise fesselte. Wir fanden da in Lüstern und Candelabern ganz excel-
lente Prachtstücke, ebenso auch kleinere Gegenstände für den Schreib
tisch, mit einer solchen Präcision und Reinheit ausgeführt, wie dieselben
auf der ganzen Ausstellung nicht besser gesehen werden konnten.
Besonders hervorgehoben zu werden verdient ein Tafelaufsatz und Can-
delaber, für Seine Majestät den Kaiser von Oesterreich bestimmt, in
Silber, Bronze und Email ausgeführt, welche in ihren Details in jeder
Beziehung künstlerisch durchgebildet waren. Audi ein Schreibtisch
von Ebenholz mit Emaileinlagen, worauf eine Schreibgarnitur mit Uhr,
gleichfalls mit äusserst gelungener Emailverzierung, ist ein wahres
Cabinetstück zu nennen. Die Uhr mit ihren geregelten Dimensionen
ist ein Meisterwerk. Auch die kleineren ausgestellten Gegenstände
zeichneten sich durch gefällige künstlerische Formen rühmlich aus.
Herr A. Hanusch, Theilhaber der Firma Diedzinski & Ha-
nusch, hat sich auch im Allgemeinen um die österreichische Bronze-
waarenindustrie sehr verdient gemacht, indem von ihm zuerst die so
genannten glatten Bronzen im Jahre 1856 in den Handel gebracht
worden sind. Er hat der Bronzewaarenfabrikation hierdurch nicht
nur eine specielle Richtung gegeben und diesen Artikel auf eine so
hohe Stufe der Vollkommenheit gebracht, dass derselbe dadurch export
fähig geworden ist, sondern sein Beispiel hat auch einen grossen Theil
der Wiener Bronzewaarenfabrikanten veranlasst, denselben Weg mit
glücklichem Erfolge einzusehlagen.
D. Hollenbach, eine der ältesten Firmen in Oesterreich, hatte
ganz besonders gediegene Arbeiten in Lüstern, Uhren, Candelabern
u. s. w. ausgestellt, die mit den besten französischen und englischen
Arbeiten den Vergleich aushalten. Ein Tafelaufsatz für die Glasfabriks
firma L. Lobmeyer ausgeführt, sowie ganz grosse Treppencandelaber
waren in jeder Beziehung musterhaft und tadellos.
LudwigBöhm sowie Franz Bechmann, zwei der strebsamsten
Firmen, hatten sehr präcis und rein gearbeitete Gegenstände exponirt.
Die Schreibtischgarnituren, Vasen, Spiegel und Cassetten derselben
gehörten zu' den besten Arbeiten. Der ersteren Firma gebührt auch
das besondere Verdienst der glücklichen Anwendung der Galvanoplastik
bei ihren Arbeiten.
Clemens Lux führte uns eine reichhaltige Sammlung von Schreib
tischrequisiten vor, in vergoldeter und oxydirter Bronze, als eine ganz
gediegene Handelsware.
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