MAK

Volltext: Kurzwaaren, Wiener Weltausstellung Heft 19

635 
I. Kunstgewerbe. 
die Perlmutterzeiebnung nun ein Relief ist. Jetzt lackirt der Arbeiter 
weiter, unbekümmert um die Perlmutterzeiobnungen, so dass diese zu 
letzt ganz mit Lack bedeckt sind. Hierauf wird die ganze Fläche 
mit Koble abgesehliffen, wobei die Perlmutterzeichnung wieder überall 
zum Vorschein kommt, und zwar vollständig polirt. Auf diese Weise 
bilden Perlmutter und Lack eine zusammenhängende Fläche, auf der 
keine Spur von Fugen zu entdecken ist. Das Verfahren mit hinter 
maltem Perlmutter findet übrigens meistens nur bei gewöhnlicheren 
Gegenständen Anwendung, bei feineren Lackarbeiten wird Perlmutter 
nur massig angewendet und dann werden hierzu immer Stücke der 
Irismuscbel von schöner natürlicher Farbe, gewöhnlich mit grünlicher 
oder dunkler Schillerung, ausgesucht. N o o y e n in Rotterdam hat das 
grosse Verdienst, diese Art der Verzierung nicht nur vorzüglich imitirt 
zu haben, er hat dieselbe in künstlerischer Weise noch vervollkommnet. 
England besitzt in Birmingham und London bedeutende Etablisse 
ments, welche theils wegen vorzüglicher Leistungen, theils wegen der 
billigsten Preise im Handel bekannt sind. Die von dort ausgestell 
ten Fabrikate zeigten jedoch nichts Ausserge wohnliches, da die meisten 
grossen englischen Firmen sich an der Ausstellung nicht betheiligt 
hatten. 
In Frankreich ist das Blechlackiren erst in der Entwickelung be 
griffen ; die französischen Arbeiten iiq diesem Genre stehen gegen die 
englischen und deutschen vorerst noch weit zurück; dagegen sind die 
Franzosen unbestreitbar wieder Meister in lackirten Holzwaaren, in 
den sogenannten petits meubles, Liqueurgestellen, Cigarrenkasten etc., 
hei denen neben der guten Ausführung die graziösen und geschmack 
vollen Formen mitwirken. Auch diese Gegenstände sind sehr bedeu 
tende Exportartikel der Pariser Industrie, waren aber zu unserem 
Bedauern in der Kurzwaarengruppe ebenfalls nur in sehr geringem 
Umfang vertreten. 
Aus Oesterreich war Jul. Kronik aus Wien erschienen, der 
durch gute und schöne Fabrikate die Leistungen seines ausgedehnten 
Etablissements zur Geltung brachte. 
Aus Dänemark stellte J. E. Meyer aus Kopenhagen ganz vor 
zügliche Arbeiten aus; ein reiches Sortiment lackirter Blech- und 
Papiermachewaaren nebst Wachstuchfabrikaten von aussergewöhnlicher 
Breite und grosser Billigkeit. Die Theebretter von Meyer waren 
ohne Zweifel die am besten lackirten auf der Wiener Ausstellung. 
In Russland werden neben den dort vom Volke allgemein ge 
bräuchlichen lackirten Holzgeräthen und Möbeln auch vorzüglich schöne 
lackirte Waaren aus Holz und Papiermache gefertigt. Von letzten 
Arbeiten haben Josef Wischniakoff & Söhne in Ostaschkow,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.