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I. Kunstgewerbe.
die Perlmutterzeiebnung nun ein Relief ist. Jetzt lackirt der Arbeiter
weiter, unbekümmert um die Perlmutterzeiobnungen, so dass diese zu
letzt ganz mit Lack bedeckt sind. Hierauf wird die ganze Fläche
mit Koble abgesehliffen, wobei die Perlmutterzeichnung wieder überall
zum Vorschein kommt, und zwar vollständig polirt. Auf diese Weise
bilden Perlmutter und Lack eine zusammenhängende Fläche, auf der
keine Spur von Fugen zu entdecken ist. Das Verfahren mit hinter
maltem Perlmutter findet übrigens meistens nur bei gewöhnlicheren
Gegenständen Anwendung, bei feineren Lackarbeiten wird Perlmutter
nur massig angewendet und dann werden hierzu immer Stücke der
Irismuscbel von schöner natürlicher Farbe, gewöhnlich mit grünlicher
oder dunkler Schillerung, ausgesucht. N o o y e n in Rotterdam hat das
grosse Verdienst, diese Art der Verzierung nicht nur vorzüglich imitirt
zu haben, er hat dieselbe in künstlerischer Weise noch vervollkommnet.
England besitzt in Birmingham und London bedeutende Etablisse
ments, welche theils wegen vorzüglicher Leistungen, theils wegen der
billigsten Preise im Handel bekannt sind. Die von dort ausgestell
ten Fabrikate zeigten jedoch nichts Ausserge wohnliches, da die meisten
grossen englischen Firmen sich an der Ausstellung nicht betheiligt
hatten.
In Frankreich ist das Blechlackiren erst in der Entwickelung be
griffen ; die französischen Arbeiten iiq diesem Genre stehen gegen die
englischen und deutschen vorerst noch weit zurück; dagegen sind die
Franzosen unbestreitbar wieder Meister in lackirten Holzwaaren, in
den sogenannten petits meubles, Liqueurgestellen, Cigarrenkasten etc.,
hei denen neben der guten Ausführung die graziösen und geschmack
vollen Formen mitwirken. Auch diese Gegenstände sind sehr bedeu
tende Exportartikel der Pariser Industrie, waren aber zu unserem
Bedauern in der Kurzwaarengruppe ebenfalls nur in sehr geringem
Umfang vertreten.
Aus Oesterreich war Jul. Kronik aus Wien erschienen, der
durch gute und schöne Fabrikate die Leistungen seines ausgedehnten
Etablissements zur Geltung brachte.
Aus Dänemark stellte J. E. Meyer aus Kopenhagen ganz vor
zügliche Arbeiten aus; ein reiches Sortiment lackirter Blech- und
Papiermachewaaren nebst Wachstuchfabrikaten von aussergewöhnlicher
Breite und grosser Billigkeit. Die Theebretter von Meyer waren
ohne Zweifel die am besten lackirten auf der Wiener Ausstellung.
In Russland werden neben den dort vom Volke allgemein ge
bräuchlichen lackirten Holzgeräthen und Möbeln auch vorzüglich schöne
lackirte Waaren aus Holz und Papiermache gefertigt. Von letzten
Arbeiten haben Josef Wischniakoff & Söhne in Ostaschkow,