636 Gruppe X. Kurzwaaren.
Alexander Lukutin in Danilkowo und Georg Beliajeff in
Shostow, sämmtlichim Gouvernement Moskau, sehr gediegene Arbeiten
zur Ausstellung gebracht. Die buntgemalten ordinären Holzwaaren
dagegen, die als Möbel und Geschirr so recht den russischen Typus
tragen und sehr häufig eine ganz schöne Ornamentirung haben, waren
als Erzeugnisse der Grossindustrie nicht ausgestellt, da sie grössten-
theils von Bauern als Winterbeschäftigung gemacht werden.
Für Deutschland sind lackirte Blechwaaren ein bedeutender Ex
portartikel geworden, vornehmlich ist es Süddeutschland, das eine grös
sere Zahl solcher Fabriken besitzt. Die erste derselben wurde von
C. Deffner in Esslingen gegründet. Durch englische lackirte Waaren
auf diese Artikel aufmerksam geworden, und unterstützt durch einen
Gehülfen, der in der Fabrikation von englischen Lacken und Firnissen
Erfahrungen hatte, gründete der Vater der jetzigen Besitzer, Hr. Carl
Deffner, im Jahre 1815 die jetzt in voller Blüthe stehende Fabrik.
Anfangs nur in bescheidenen Verhältnissen angelegt, entwickelte sich
dieselbe doch sehr rasch, namentlich durch die Einführung der von
Frankreich hierhergebrachten Vervielfältigung von Verzierungen durch
den sogenannten Kupferdruck, so dass schon im Jahre 1825 zur Be
nutzung von elementaren Kräften geschritten werden musste, wodurch
wieder die Anlage neuer Fabrikgebäude veranlasst worden ist. Durch
diese Vergrösserung war aber neben der Verbesserung'der bisher be
stehenden Einrichtungen gleichzeitig auch Gelegenheit zur Einführung
neuer Fabrikationszweige gegeben. So brachte die Einführung der
Plaquefabrikation und der nach englischer Art bronzirten Kupfer-
waaren die Errichtung eines Walzwerkes. Lange hatte die Fabrik
bei Einführung der ersten Branche mit dem Vor.urtheil zu kämpfen,
das das Publicum gegen die bis dahin in geringerer Qualität aus
Frankreich gekommenen Plaquewaaren gefasst hatte, und nur schwer
und langsam fanden anfänglich die solideren aber auch theureren deut
schen Plaquewaaren Aufnahme. Die gleichzeitige Einrichtung einer
Metalldruckerwerkstätte ermöglichte jedoch die Herstellung reicherer
und schönerer Formen, und erwies sich nebenbei als wesentliche Un
terstützung der Flaschnerei, nachdem einmal eine Anzahl tüchtiger
Drucker herangezogen war. Mit der Errichtung des Walzwerkes ver
band sich die Herstellung einer Metallgiesserei, die von Fallwerken,
einer Gürtlerei etc., so dass in kurzer Zeit das Geschäft auch bezüg
lich der nöthigen Halbfabrikate völlig unabhängig vom Auslande wurde.
Das stete Bestreben, nur solide Arbeiten zu liefern, und die durch
dieses Streben bedingte sorgfältige Ausbildung der Arbeiter, verbun
den mit der Anschaffung zweckdienlicher Einrichtungen hatten bald
zur Folge, dass die Deffner’sche Fabrik als eine Schule zur Ausbil
dung in den verschiedenen betreffenden Geschäftszweigen angesehen