MAK

Volltext: Kurzwaaren, Wiener Weltausstellung Heft 19

650 
Gruppe X. Kurzwaaren. 
färbt, wobei sich dann diejenigen Stellen färben, welche von der Scha 
blone bedeckt waren. Der Kleister wird selbsverständlich hiernach ent 
fernt. Sollen auf dunklem Grunde weisse Ornamente frei bleiben, so 
werden diese auf Holzstäben ausgeschnitten, das Leder mit den darauf 
liegenden Stäben zwischen zwei Bretter geklemmt, und nun- die Far 
benbrühe dazwischen gegossen. Es färben sich dann nur die Stellen 
des Leders, welche unbedeckt waren, während die auf den Holzstäben 
ausgeschnittenen Ornamente weiss bleiben. Um die Farben zu fixiren, 
scheinen die Häute einer Art Räucherungsprocess unterworfen zu 
werden. 
Die Seidenbrocate und Seidenstickereien werden von vorzüglicher 
Schönheit in Kioto angefertigt, wo überhaupt das Centrum der Seiden 
weberei ist. 
Ein höchst interessantes Material ist das lederähnliche Papier, das 
von ausserordentlicher Zähigkeit und Stärke ist. Man nimmt dazu 
besonders präparirtes starkes Papier, welches im schwach angefeuch 
teten Zustande durch ein sehr einfaches, aber höchst sinnreiches Ver 
fahren nach und nach von verschiedenen Richtimgen her so zu sagen 
zusammengeschrumpft oder prall wird. Das Papier wird dabei bedeu 
tend kleiner, und die Oberfläche nimmt das Aussehen von Maroquin 
leder an, wird aber weit schöner, als bei unserem gewöhnlichen euro 
päischen Verfahren. Das so präparirte Papier wird dann wieder 
schwach angefeuchtet auf Metallplatten, in welchen die gewünschten 
Zeichnungen tief eingravirt sind, gelegt, und mit steifen Bürsten in 
diese Form hineingeschlagen. Die Zeichnungen erscheinen hierauf 
mit grosser Schärfe in Relief; zuletzt wird das Papier noch geölt. Der 
obige Process des Einwalkens macht das Papier ausserordentlich weich 
und biegsam , zugleich aber auch noch stärker als vorher, so dass es 
wirklichem Leder an Zähigkeit kaum nachsteht. 
Eine andere Verwendung des Papiers zu Artikeln dieser Gruppe 
ist die zu geleimter Pappe. Das japanische Papier ist von vorn her 
ein nur sehr schwach geleimt, saugt das Wasser leicht an, und wird 
dann so plastisch, dass es leicht und scharf an irgend eine beliebige 
Form angelegt werden kann. Beim Trocknen erlangt es seine volle 
Zähigkeit wieder. Durch Aufeinanderlegen mehrerer Schichten stellt 
man eine beliebige Dicke her, und macht auf diese Weise Theebüch- 
sen, Cigarrenetuis, Kästchen, Fernrohre u. s. w. von grosser Leichtig 
keit xind dabei ausserordentlicher Stärke. Das Zusammenkleben der 
einzelnen Papierschichten geschieht mittelst eines Bindemittels, wel 
ches durch innige Vermischung eines aus Farrenkrautwurzeln berei 
teten Stärkekleisters mit dem Saft von unreifen sogenannten japani 
schen Feigenpflaumen oder Persimonen (Diospyros Kalci), einer stark 
adstringirend schmeckenden Flüssigkeit, bereitet wird. Dieses Klebe 
mittel ist ausserordentlich haltbar und widersteht den Einwirkungen 
»
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.