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Gruppe X. Kurzwaaren.
färbt, wobei sich dann diejenigen Stellen färben, welche von der Scha
blone bedeckt waren. Der Kleister wird selbsverständlich hiernach ent
fernt. Sollen auf dunklem Grunde weisse Ornamente frei bleiben, so
werden diese auf Holzstäben ausgeschnitten, das Leder mit den darauf
liegenden Stäben zwischen zwei Bretter geklemmt, und nun- die Far
benbrühe dazwischen gegossen. Es färben sich dann nur die Stellen
des Leders, welche unbedeckt waren, während die auf den Holzstäben
ausgeschnittenen Ornamente weiss bleiben. Um die Farben zu fixiren,
scheinen die Häute einer Art Räucherungsprocess unterworfen zu
werden.
Die Seidenbrocate und Seidenstickereien werden von vorzüglicher
Schönheit in Kioto angefertigt, wo überhaupt das Centrum der Seiden
weberei ist.
Ein höchst interessantes Material ist das lederähnliche Papier, das
von ausserordentlicher Zähigkeit und Stärke ist. Man nimmt dazu
besonders präparirtes starkes Papier, welches im schwach angefeuch
teten Zustande durch ein sehr einfaches, aber höchst sinnreiches Ver
fahren nach und nach von verschiedenen Richtimgen her so zu sagen
zusammengeschrumpft oder prall wird. Das Papier wird dabei bedeu
tend kleiner, und die Oberfläche nimmt das Aussehen von Maroquin
leder an, wird aber weit schöner, als bei unserem gewöhnlichen euro
päischen Verfahren. Das so präparirte Papier wird dann wieder
schwach angefeuchtet auf Metallplatten, in welchen die gewünschten
Zeichnungen tief eingravirt sind, gelegt, und mit steifen Bürsten in
diese Form hineingeschlagen. Die Zeichnungen erscheinen hierauf
mit grosser Schärfe in Relief; zuletzt wird das Papier noch geölt. Der
obige Process des Einwalkens macht das Papier ausserordentlich weich
und biegsam , zugleich aber auch noch stärker als vorher, so dass es
wirklichem Leder an Zähigkeit kaum nachsteht.
Eine andere Verwendung des Papiers zu Artikeln dieser Gruppe
ist die zu geleimter Pappe. Das japanische Papier ist von vorn her
ein nur sehr schwach geleimt, saugt das Wasser leicht an, und wird
dann so plastisch, dass es leicht und scharf an irgend eine beliebige
Form angelegt werden kann. Beim Trocknen erlangt es seine volle
Zähigkeit wieder. Durch Aufeinanderlegen mehrerer Schichten stellt
man eine beliebige Dicke her, und macht auf diese Weise Theebüch-
sen, Cigarrenetuis, Kästchen, Fernrohre u. s. w. von grosser Leichtig
keit xind dabei ausserordentlicher Stärke. Das Zusammenkleben der
einzelnen Papierschichten geschieht mittelst eines Bindemittels, wel
ches durch innige Vermischung eines aus Farrenkrautwurzeln berei
teten Stärkekleisters mit dem Saft von unreifen sogenannten japani
schen Feigenpflaumen oder Persimonen (Diospyros Kalci), einer stark
adstringirend schmeckenden Flüssigkeit, bereitet wird. Dieses Klebe
mittel ist ausserordentlich haltbar und widersteht den Einwirkungen
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