II. Mechanische Fabrikation und Handwerk.
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Transport erlaubter und nicht erlaubter Gegenstände, als Luxusartikel,
als Spielzeug und als Besserungsmittel zum äusserlichen Gebrauche.
Diese verschiedenen Ansprüche haben auch die verschiedenen Varia
tionen, den dieser Artikel in Material und Ausführung erfahren hat,
hervorgerufen; er ist dadurch Gebrauchs- und Modeartikel zugleich
geworden. Wir finden Stöcke, die in primitivster Weise aus dem
Holze irgend eines Baumes oder Strauches geschnitten sind und treffen
in Raritätensammlungen Stöcke aus dem 16. Jahrhundert mit Gold und
Silber verziert und mit Uhren, Riechflaschen, Zirkeln, Maassen, Messern,
Feilen, selbst mit Wetzsteinen versehen. Im 17. Jahrhundert verirrte
sich die Stockmode sogar soweit, dass die fashiouable Welt Spazier
stöcke aus Achat, Marmor und anderen Steinen trug, wodurch diese
statt einer Stütze, eine Last für die Träger werden mussten. Seit län
gerer Zeit ist das stocktragende Publicum aber wieder dahingekommen,
bei einem Stocke die zweckmässigere Vereinigung als Stütze und als
Zierde zur Hauptbedingung zu machen und diese beiden Bedingungen
bleiben auch für die gegenwärtige Stockfabrikation noch maassgebend,
mit dem Spielräume, dass je nach dem Liebhaber bald diese oder jene
Eigenschaft die vorherrschende ist.
Die bedeutendste Stockausstellung in Wien brachte die Firma
H. E. Meyer jun. in Hamburg. Dieselbe wurde im Jahre 1818 ge
gründet, beschäftigt sich ausser der Fabrikation von Spazierstöcken
und Peitschenstöcken auch mit Rohr-, Fischbein-und Hartgummiwaaren
und hat das grosse Verdienst, die Fabrikation von Hartgummiwaaren
in Deutschland eingeführt zu haben.
Sie hat eine Filiale in Harburg, und in Singapore, eine Anstalt
zum Sortiren und Räuchern von Rohr und Stöcken. Im Jahre 1871
bestand das Directionspersonal dieser Finna aus 68 Personen; die
Arbeiterzahl betrug 1005 männliche Arbeiter über und 115 männliche
unter 16 Jahren. Ausserdem werden von derselben in Gefängnissen
und Arbeitshäusern bis zu 200 Personen und in Singapore 10 bis 20
Malayen beschäftigt. Die Fabriken arbeiten mit 10 Dampfmaschinen
von zusammen 225 Pferdekräften und lieferten im Jahre 1871 -neben
175 000 Dutzend Stöcken und Peitschen im Werthe von 1 170 000Rmk.
noch andere Rohr- und Gummiwaaren im Betrag von mehr als ö 1 ,^ Mil
lionen Rmk. Der Absatz der weltbekannten Firma vertheilt sich zu
gleichen Theilen auf den deutschen und auf den anderen europäischen
und überseeischen Markt.»
Im Hinblick auf die Leistungen und die Bedeutung dieser Fabrik
beschloss das Preisgericht der Gruppe X. mit Einstimmigkeit, die
Firma H, E. Meyer jun. zur Verleihung der höchsten Auszeichnung,
der des Ehrendiploms vorzuschlagen. Diese Auszeichnung ist derselben
auch verdientermaassen geworden.