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Volltext: Kurzwaaren, Wiener Weltausstellung Heft 19

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II. Mechanische Fabrikation und Handwerk. 
nischen Palme (Attalea funifera), und zwar bildet sie die Fasern 
der Blattscheiden, welche nach Zerstörung der übrigen Gewebstheile 
durch die Atmosphäre von den Stämmen frei herahhängen. Es kommen 
zwei Sorten zu uns; die eine hat im Schnitt kreisförmige Fasern; die 
selben sind sehj; hart und steif und eignen sich nicht für Bürsten; sie 
findet ihre Verwendung seit einigen Jahren hei uns zur Herstellung 
von Strassenbesen, und nach den bis jetzt gemachten äusserst günsti 
gen Erfahrungen wird sie hierfür wohl jedes andere Material verdrän 
gen. Die andere Sorte ist eckig im Schnitt, zuweilen glatt und weniger 
steif; sie wird für die eigentlichen Bürsten, für Hansbesen verwendet, 
und scheint insbesondere mit der Kokosfaser zusammen ein gutes Ma 
terial für Kanonenwischer zu bilden. Beim Umbiegen bricht die Pia- 
savafaser. Ihr Preis beträgt circa 0'70 Rmk. per Kg. 
Ein sehr wichtiger Bürstenstoff ist die aus Italien zu uns kom 
mende Reiswurzel, auch Sumpfwurzel (italienisch radica dl palude, 
französisch chiendent); die feinere Sorte stammt von Chrysopogon gryJ- 
lus, die gröbere von Andropogon Ischoenum. Die feinste Sorte heisst 
in Deutschland auch Grenilla. Der Handel liefert sie in Packeten 
von etwa V a Kg, in Faserlänge bis zu 0'7 m, in Dicke von 0 2 
bis 1 mm. Die Fasern sind am einen Ende etwas dicker als am an 
deren. Die Fasern sind kreisrund im Schnitt, sie laufen jedoch ab 
weichend von allen anderen genannten Fasern nicht geradlinig, son 
dern etwas schlangenförmig, an das Kräuseln der Wollfasern erinnernd. 
Die dickeren Fasern sind sehr steif und scharf und brechen leicht beim 
Umbiegen; die ganz dünnen widerstehen besser. Der Preis ist' sehr 
verschieden und richtet sich nach der Dicke der Faser. Der Handel 
liefert verschiedene Sorten, die grösste circa 2 Rmk. per Kg, die 
feinste etwa das Doppelte. Die Reiswurzel findet eine sehr ausge 
dehnte Verwendung; es giebt Fabriken, die bloss aus diesem Material 
Bürsten fertigen. Die Wurzel wird immer allein verwendet, nicht ge 
mischt mit Borsten, da sie ihrer Form wegen mit diesen sich nicht zu 
sammenbringen lässt. Man stellt feine Kleiderbürsten daraus ber, die 
man zuweilen mit einem Kranz Borsten umgiebt, welcher das Inneie 
mehr schützen soll. Besonders wichtig ist die Reiswurzel zur Herstel 
lung von Bodenbürsten, in welcher Anwendung sie die Borsten über 
trifft, da sie feucht geringer Abnutzung unterliegt, weniger brüchig 
ist und scharf scheuert. 
Auch Reisstroh (Paille de Biz) wird verwendet, jedoch fas* nur 
zu Besen ; das Material wird zum grossen Theil in Italien selbst ver 
arbeitet und als fertiges Fabrikat uns zugeführt. 
Eine geringe Verwendung finden noch die Stengel eines auf dem 
Schwarzwald heimischen Mooses (Polytriclium commune). Dieselben 
sind von braunrother Farbe, schuppig, bis 30 cm lang, circa 0o mm 
dick, sehr brüchig.
	        
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