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II. Mechanische Fabrikation und Handwerk.
nischen Palme (Attalea funifera), und zwar bildet sie die Fasern
der Blattscheiden, welche nach Zerstörung der übrigen Gewebstheile
durch die Atmosphäre von den Stämmen frei herahhängen. Es kommen
zwei Sorten zu uns; die eine hat im Schnitt kreisförmige Fasern; die
selben sind sehj; hart und steif und eignen sich nicht für Bürsten; sie
findet ihre Verwendung seit einigen Jahren hei uns zur Herstellung
von Strassenbesen, und nach den bis jetzt gemachten äusserst günsti
gen Erfahrungen wird sie hierfür wohl jedes andere Material verdrän
gen. Die andere Sorte ist eckig im Schnitt, zuweilen glatt und weniger
steif; sie wird für die eigentlichen Bürsten, für Hansbesen verwendet,
und scheint insbesondere mit der Kokosfaser zusammen ein gutes Ma
terial für Kanonenwischer zu bilden. Beim Umbiegen bricht die Pia-
savafaser. Ihr Preis beträgt circa 0'70 Rmk. per Kg.
Ein sehr wichtiger Bürstenstoff ist die aus Italien zu uns kom
mende Reiswurzel, auch Sumpfwurzel (italienisch radica dl palude,
französisch chiendent); die feinere Sorte stammt von Chrysopogon gryJ-
lus, die gröbere von Andropogon Ischoenum. Die feinste Sorte heisst
in Deutschland auch Grenilla. Der Handel liefert sie in Packeten
von etwa V a Kg, in Faserlänge bis zu 0'7 m, in Dicke von 0 2
bis 1 mm. Die Fasern sind am einen Ende etwas dicker als am an
deren. Die Fasern sind kreisrund im Schnitt, sie laufen jedoch ab
weichend von allen anderen genannten Fasern nicht geradlinig, son
dern etwas schlangenförmig, an das Kräuseln der Wollfasern erinnernd.
Die dickeren Fasern sind sehr steif und scharf und brechen leicht beim
Umbiegen; die ganz dünnen widerstehen besser. Der Preis ist' sehr
verschieden und richtet sich nach der Dicke der Faser. Der Handel
liefert verschiedene Sorten, die grösste circa 2 Rmk. per Kg, die
feinste etwa das Doppelte. Die Reiswurzel findet eine sehr ausge
dehnte Verwendung; es giebt Fabriken, die bloss aus diesem Material
Bürsten fertigen. Die Wurzel wird immer allein verwendet, nicht ge
mischt mit Borsten, da sie ihrer Form wegen mit diesen sich nicht zu
sammenbringen lässt. Man stellt feine Kleiderbürsten daraus ber, die
man zuweilen mit einem Kranz Borsten umgiebt, welcher das Inneie
mehr schützen soll. Besonders wichtig ist die Reiswurzel zur Herstel
lung von Bodenbürsten, in welcher Anwendung sie die Borsten über
trifft, da sie feucht geringer Abnutzung unterliegt, weniger brüchig
ist und scharf scheuert.
Auch Reisstroh (Paille de Biz) wird verwendet, jedoch fas* nur
zu Besen ; das Material wird zum grossen Theil in Italien selbst ver
arbeitet und als fertiges Fabrikat uns zugeführt.
Eine geringe Verwendung finden noch die Stengel eines auf dem
Schwarzwald heimischen Mooses (Polytriclium commune). Dieselben
sind von braunrother Farbe, schuppig, bis 30 cm lang, circa 0o mm
dick, sehr brüchig.