679
II. Mechanische Fabrikation und Handwerk.
das k. k. österreichische Militär in Freiburg lieferte. Von ihm ging
das Geschäft auf seinen Sohn Christian Thoma über, der schon nach
auswärts mit Bürsten handelte, und in der Folge Andere zum Ver-
schleiss derselben gewann.
Schon 1796 dehnte sich der Todtnauer Bürstenhandel nach Frank
reich aus.
Um 1787 begann die Zubereitung der Bürstenhölzer einen geson
derten Zweig der Fabrikation zu bilden, und dieser Arbeitstheilung
verdankt dieselbe die Möglichkeit einer grösseren Production. In der
Folge wurden Bohrmaschinen zum Treten eingerichtet (um 1810 bis
1820). Seit 1840 wurden die zahlreichen kleinen Wasserkräfte der
Gegenstand für die Hölzerfabrikation (zuerst durch Benedict Dietsche
in Geschwend) verwerthet, und mannigfache Verbesserungen der Ge-
räthe eingeführt; so die Schweifsäge für geschweifte Bürsthölzer, dann
die Circularsäge und seit zwei Jahren die Bandsäge.
Die Bürstenfabrikation selbst führte nur wenige Maschinen ein,
doch erleichterte die Bippelmaschine (von Konrad Grether um 1830
erfunden, Handarbeit) zum Ordnen der Haare und Borsten ein
früher sehr,zeitraubendes Geschäft — und der sogenannte Haarwolf,
eine Maschine zum Reinigen der Haare und Borsten (erstmals mit
Wasserkraft eingerichtet um 1840 von Alois Laitner) die t abrikation
bedeutend.
An die Stelle des Einzugs der Borsten mit Schnüren, des Befesti-
gens mit Holzpllöckchen und des Emkittens mit Pech trat, als der Ge
brauch des Drahtes allgemeiner und billiger wurde, das Einziehen mit
Draht, das jetzt noch im Gebrauche.
Bis 1830 etwa wurden nur einfache und wenig elegante und
geschmackvolle, dagegen meist solide Waaren hergestellt, seither hat
man aber angefangen, auch feinere und ganz feine Artikel anzufertigen.
Die Hölzer wurden zunächst fournirt und polirt, später auch gemalt,
beschrieben und lackirt. Die Herstellung dieser feinen Bürstenhölzer
ist wieder ein getrennter Zweig der Bürstenindustrie. Das Lackiren,
Bemalen und Beschreiben der Hölzer, insbesondere der Kehrwischstiele,
wollte nicht sogleich gelingen, obwohl ein unternehmender Mann (Karl
Kaiser) sich zum Zwecke desErlernens nach Nürnberg begeben hatte.
Eine Zeitlang wurden die Stiele deshalb von auswärts bezogen, bis um
1850 Donat Thoma und Joh. Nepomuk Schübnell ihre Bemühun
gen in dieser Richtung mit Ei’folg gekrönt haben.
Um die Industrie besonders verdient machte sich Franz Josef
Faller von Todtnau, welcher einige Zeit hindurch das Faller’sche
Arbeitshaus (eine Stiftung) leitete, in dem die Bürstenbinderei zum Theile
mit Unterstützung grossherzogl. Regierung im Grossen betrieben wurde.
Er Hess zum Zwecke der Ausdehnung des Marktes und Gewinnung ge
schmackvoller Muster Reisen durch Deutschland, Oesterreich, Frank-