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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

Die Soda-Industrie. 
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so erhitzt man stärker, bis die Masse in rothgliihenden Fluss geräth, 
und bläst durch dieselbe hierauf mittelst eines eingetauchten eisernen 
Rohres, welches mit einer Pumpe in Verbindung steht, einen Strom 
Luft hindurch. Der Kessel wird dabei mit einem Deckel versehen, da 
die Masse in starkes Wallen kommt. Die Operation ist beendigt, wenn 
eine herausgenommene Probe kein Schwefelnatrium mehr erkennen 
lässt; man entfernt dann das Feuer und überlässt den Kessel der Ruhe. 
Die Eisenoxydtheilchen senken sich und nach einiger Zeit kann das 
Abschöpfen des weissen Aetznatrons auf -gewöhnliche Weise vorge 
nommen werden. Die tieferen Schichten liefern ein roth gefärbtes 
Product. 
In dem Etablissement zu Dieuze (Elsass-Lothringen) wird das in 
den rothen Mutterlaugen enthaltene Schwefeleisen-Schwefelnatrium durch 
Zusatz einer bestimmten Menge Bleisulfat zersetzt. Es entsteht Natrium 
sulfat und Schwefelblei, welches sich mit dem Schwefeleisen nieder 
schlägt, während die Lauge vollständig klar wird. 
Zur Darstellung hochgradiger (über 70 p. C. haltiger) Aetznatron- 
sorten, wie sie z. B. für die Fabrikation feiner Toiletteseifen erforderlich 
sind, wird noch meistens das alte Verfahren der Zersetzung von Soda 
lösung mit Kalk angewandt. Die erstere darf dabei höchstens das 
specif. Gew. D12 haben. Wie Norman Tate 1 ) bemerkt, hält der 
entstehende Calciumcarbonatniederschlag 2'5 bis 3 p. C. (nach Kynaston 
5 bis 6 p. C.) Aetznatron zurück. In einigen englischen Fabriken soll 
die zuerst erhaltene verdünnte Natronlauge erst in einem Dampfkessel 
bis zum Vol.-Gew. P24 bis 1'25 eingekocht werden, unter Verwendung 
des Dampfes als Triebkraft, dann weiter in Pfannen und zuletzt in 
Kesseln. — Nackh & Co. 2 ) in Wien stellen aus dem abfallenden 
Calciumcarbonat durch Zersetzung mit Schwefelsäure Kohlensäure für 
Sodawasserfabriken dar, und verwenden ferner das erhaltene Calcium 
sulfat durch Vermischen mit einem anderen Theil Carbonat zur Her 
stellung von Schreibkreide. 
H. Deacon 3 ) hat sich ein Verfahren zur Abscheidung von Aetz 
natron im krystallisirten wasserhaltigen Zustande patentiren lassen. 
Die Natronlauge wird erst bis zum Siedepunkte 177° eingedampft, dann 
auf 70° abkühlen gelassen, und hierauf in gusseiserne halbkugelförmige 
Krystallisirgefässe abgezogen. Es soll jetzt ein wasserhaltiges Hydrat 
(dessen Zusammensetzung nicht angegeben wird) auskrystallisiren; 
ist die Temperatur auf 50° gesunken, so lässt man die Mutterlauge 
durch eine im Boden der Schalen befindliche Oeffnung abfliessen. Durch 
äussere Erwärmung der Kessel mittelst Dampf werden die anhaftenden 
Krystalle geschmolzen und die Flüssigkeit in die Versendungsgefässe 
!) Norman Tate, Wagn. Jahresber. 1862, 230. 2 ) Nackli, Wagn. 
Jahresber. 1872, 257. 3 ) Deacon, Wagn. Jahresber. 1863, 230.
	        
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