Die Verwerthung dei' Sodarückstände etc. 461
Einwirkung der Luft preisgab. Mond hat sich diese Erfindung
1861 in Frankreich patentiren lassen. Als er später versuchte, dies
Patent in England zu verwerthen, stiess er auf die grössten Schwierig
keiten, da die englischen Verhältnisse einen Aufwand an Zeit, Raum
und Arbeitskraft, wie sie das Verfahren erfordert, nicht gestatten; er
fand aber, dass die englischen Sodarückstände weit lockerer waren als
die, mit denen er bisher gearbeitet hatte, und kam daher auf frühere
\ ersuche zurück, die Rückstände künstlich mittelst bewegter Luft zu
oxydiren. Auf diese Weise gelangte er zu folgendem Verfahren für
die Wiedergewinnung des Schwefels.
Die Sodarückstände bleiben in den Auslaugekästen, deren Zahl
verdreifacht wird. Der zwischen den beiden Böden befindliche Raum
steht durch ein Rohr mit einem Ventilator *) in Verbindung, dessen
Ai beit durch ein in dem Rohre befindliches Register regulirt werden
kann.
Sobald die letzte Sodalauge abgezogen worden ist, bläst man
Luft ein; eine Pressung der letzteren von mehr als 15 bis 16 cm
Wasser ist hierbei niemals nothwendig, eine Pressung von lV a cm
Wasser genügt in den meisten Fällen. Die Rückstände erhitzen sich
bei der so beschleunigten Oxydation bedeutend (bis auf 94° C.), sie
entwickeln Wasserdämpfe, und an der Oberfläche derselben erscheinen
weisse glänzende Flecken. An der Menge der entwickelten Wasser
dämpfe, der Anzahl der Flecken und der Temperatur der Rückstände
erkennt man, wann der erforderliche Oxydationsgrad eingetreten ist.
Die Rückstände werden dann mit Wasser zugedeckt und einer metho
dischen Auslaugung unterworfen. Die Oxydation wird mehrere Male
(drei- bis sechsmal) wiederholt, die Anzahl der erforderlichen Oxyda
tionen, sowie die Dauer einer jeden einzelnen richten sich nach der
mehr oder minder porösen Beschaffenheit der Rückstände.
Die bei den verschiedenen Auslaugungen gewonnenen Flüssig
keiten werden in einem Bassin gesammelt und von dort in den Schwefel
fällapparat übergeführt. Das Ausfällen des Schwefels geschieht mittelst
Salzsäure in einem hölzernen, mit Deckel verschlossenen Gefässe, in
welchem sich eine Rührvorrichtung befindet und welches mit einem
Abzugsrohr für entwickelte Gase, sowie mit einem Rohre zum Ein-
lassen von Wasserdampf versehen ist. Man lässt abwechselnd Salz
säure und Schwefellauge eintreten. Die Zersetzung erfolgt ohne jede
Entwickelung von Schwefelwasserstoff oder von schwefliger Säure, wenn
man hierbei gewisse durch die Praxis in jedem einzelnen Falle zu
bestimmende Verhältnisse festhält. Nach Mond ist dies der Fall,
*) Man wendet, wie dem Verfasser mitgetheilt wird, für diesen Zweck
mit Vortheil einen von Herrn Schiele construirten, geräuschlos arbeitenden
Ventilator an.
Wiener Weltausstellung. III.
31