Die Verwerthung der Sodarückstände etc. 491
stofftrisulfid entwickelt, welches zuerst von A. W. Hofmann 1 ) naher
untersucht wurde.
Ausser Calciumoxytetrasulfid enthalten die Schwefellaugen nach
Stahlschmidt vorwiegend Calciumpentasulfid, sowie Sulfite und
Hyposulfite des Calciums und Natriums, neben geringen Mengen
von gelöstem Gyps und von Sulfhydraten der zuletzt ge
nannten Metalle. Die Anwesenheit grösserer Mengen von schwer
löslichem Calciumsulfit in den Laugen, welche Stahlschmidt durch
den Versuch (Ausfällen mit Alkohol) nachgewiesen hat, erklärt der
selbe durch die Annahme, dass Calciumsulfit in den Laugen in che
mischer Verbindung mit anderen Schwefelmetallen existirt; er weist
bei dieser Gelegenheit daraufhin, dass schon Kuhlmann ) eine Vei
bindung von der Formel CaS0 3 + 2 Ca S + 6 »9- in alten Haufen
von Sodarückständen beobachtet hat.
Obschon das Mengenverhältniss der einzelnen Verbindungen zu
einander bei verschiedenen Laugen ein verschiedenes ist, da schon die
Zusammensetzung der Sodarückstände, aus welchen sie gewonnen wer
den, wie bereits Richters 3 ) gezeigt hat, in verschiedenen Fabriken
erheblich von einander abweicht, so sind es doch diese Verbindungen,
welche man bei der Klarstellung der, während des Ausfällens von
Schwefel aus der Lauge durch Salzsäure oder schweflige Säure, vor
sich gehenden chemischen Reactionen besonders berücksichtigen muss.
Nach Stahl Schmidt verlaufen bei dem allmählichen und vorsichtigen
Versetzen der Schwefellaugen mit Salzsäure folgende Processe nach
einander: Salzsäure zersetzt zunächst die Polysulfide untei Scliwe e
abscheidung und Bildung von Schwefelwasserstoff, welcher letztere
vorhandene Sulfite in Hyposulfite überführt. Fügt man jetzt neue
Mengen von Salzsäure hinzu, so wird aus einem Theile des gelösten
Hyposulfits unter Schwefelabscheidung schweflige Säure in Freiheit
gesetzt, welche auf unzersetztes Hyposulfit einwirkt, dieses nach einer
längst bekannten, von Plessy zuerst für die correspondjrenden Alkali-
metallverbindungen festgestellten Reaction, welche nach der Gleichung:
2R. 2 S. 2 0 3 + 3 SO-2 = 2R 2 S 3 O g -f S
erfolgt, inTrithionat verwandelnd. Sobald Salzsäure im Ueberschuss vor-
' banden ist, so tritt freie schweflige Säure auf und gleichzeitig zerfällt
das früher gebildete Trithionat, besonders wenn man erwärmt, in
schweflige Säure und Gyps.
Schweflige Säure wirkt genau wie Salzsäure, nur wird dabei statt
des Calcium Chlorids Calciumsulfit erhalten; aus der letzteren Verbin-
l ) A. W. Hofmann
Wagn. Jahresber. 1872,
Dingt, pol. J. CXCII, 60.
, Ber. ehern. Ges. 1868, 81. 2 ) Stahlschmidt,
231.. 3 ) Richters, Wagn. Jahresber. 1868, 197;