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Gruppe III. Chemische Industrie,
Die ans dem Thurme aus treten den Gase werden, mit Ausnahme
im Newcastler Districte, wo sie direct in die Luft entweichen, durch
ein System von Thonröhren gewöhnlich zuerst abwärts und von da
ohne Verzug in den Fabrikschornstein geleitet. Der Zug des Schorn
steins unterstützt in diesem Falle den des Cokethurmes wesentlich, in
Newcastle, wo man, wie schon bemerkt, hiervon Abstand nimmt, hat
man deshalb den Condensationsthürmen eine etwas grössere Höhe ge
geben und auch auf diese Weise den gewünschten Zweck erreicht.
Häufig wendet man ein System von zwei Cokethürmen an und
lässt alsdann wohl das Gas in dem zweiten Thurme in gleicher Dichtung
mit dem niederfallenden Wasser seinen Weg von oben nach unten
nehmen; die Erfahrung hat jedoch gelehrt, dass in diesem Falle keine
so vollständige Londensation erfolgt, als wenn das Gas dem nieder
sickernden Wasser entgegenströmt.
Wenn man da's Salz, soweit dies mit der nöthigen Zeitersparnis
verträglich ist, in der Pfanne zersetzt hat, so wird die Masse in einen
Ofen geschoben, in dem man sie weiter erhitzt, um die darin noch ent
haltene , oft bis zu 30 p. C. der Gesammtmenge betragende Salzsäure
anszutreiben. Diese Operation führt man entweder in geschlossenen
aus Backsteinen gemauerten, von 'aussen erhitzten Oefen oder aber in
offenen Flammöfen aus. Im ersteren Falle kommt die Flamme nie
dii ect mit dem Salzkuchen in Berührung, die Hitze ist geringer und
die Ausführung einer Operation erfordert längere Zeit als im offenen
Ofen.
Zuweilen lässt man die in der Zersetzungspfänne und dem Glüh
ofen entwickelten Gase sich mischen, ehe sie in den Condensations-
thuim eintreten, in anderen Fällen leitet man sie gesondert in ver
schiedene Cokethürine. Der geschlossene Ofen liefert in der Regel
eine reinere Säure; dieselbe ist frei von Bestandtheilen des Rauches und
dei Asche, doch lassen sich bei sorgfältiger Handhabung auch mit dem
offenen Ofen gute Resultate erzielen.
Die Höhe der Thürme ist, wie schon bemerkt, verschieden. Ein
Thurm von 50 Fuss Höhe bei 5 Quadratfuss Grundfläche genügt für
die Verarbeitung von 50 Ctr. Salz in 24 Stunden, wenn der Zufluss
des Wassers gut regulirt wird. Man erhält in diesem Fall ziemlich
starke Säure mit wenig oder gar keinem Verlust, wenn alle Apparate
in gutei Ordnung sind und jeder Ofen und jede Zersetzungspfanne
einen eigenen Condensationsthurm hat. Wendet man für beide nur
einen I hurm an, so muss man schon sehr sorgfältig und langsam ar
beiten. Diese Einrichtung lässt sich nicht als eine ökonomische be
zeichnen, da sie stets Zeit- und nachher auch Geldverlust mit sich bringt.
Werden der Ofen und die Zersetzungspfanne stark in Anspruch ge
nommen , so bedarf es einer grösseren Condensationsoberfläche, sowohl
in den Thürmen wie auch in den Cisternen.