Barium.
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in neuerer Zeit Aetzkali und Aetznatron in der Weise dar, dass
Kalium- resp. Natriumsulfat mit Aetzbaryt zersetzt wird, wobei natür
lich werthvolles Barytweiss als Nebenproduct gewonnen wird.
Der Baryt ist ein Mittel, den Sauerstoff beliebig zu fixiren und
wieder abzuscheiden, indem er verhältnissmässig leicht in Barium
superoxyd überzuführen ist, welches bei höherer Temperatur die
Hälfte seines Sauerstoffs entlässt. '
Nach Boussingault 1 ) wird Baryt, wenn er bei Rothgluth mit
kohlensäurefreier, feuchter Luft in Berührung kommt, zu Barium
superoxyd und Wohl er erfolgt die Umwandlung in Super
oxyd leicht, wenn man ein Gemisch von Aetzbaryt mit chlorsaurem
Kali in einem Tiegel zur schwachen Rothgluth erhitzt.
Um aus der resultirenden Masse reines Bariumsuperoxyd zu er
halten, empfiehlt Sir B.Brodie 3 ), dieselbe mit Wasser anzurühren und
dem Brei verdünnte Salzsäure hinzuzufügen. Die entstandene Losung,
welche Wasserstoffsuperoxyd enthält, wird filtrirt und mit Barytwasser
schwach alkalisch gemacht. Hierdurch wird etwa vorhandene Thonerde
und Eisenoxyd ausgefällt. Bei weiterem Zusatz von Barytwasser scheidet
sich in Wasser unlösliches Bariumsuperoxydhydrat aus, das sein Hy ra -
wasser leicht über Schwefelsäure verliert.
ln anderer, mehr industrieller, Weise stellen die Herren T es sie
du Motay und MarechaH) Bariumsuperoxyd dar. Sie erhitzen im
Flammofen ein Gemenge von Bariumcarbonat mit Kohle Es entsteht
mit Kohle innig gemengter Baryt. Darüber wird bei hoher Tempe
ratur Sauerstoff geleitet, nicht Luft, da sonst Cyanbarium sich bilden
könnte Der Kohlenstoff wird dabei zu Kohlensäure verbrannt, welche
sich bei der hohen Temperatur nicht mit dem Baryt verbindet. Die
technische Anwendung des mit Hilfe von Bäriumsuperoxyd gewonnenen
Sauerstoffs und Wasserstoffsuperoxyds, worauf schon Thenard und
später Boussingault aufmerksam gemacht haben, scheint noch nicht
in erheblichem Maasse verwirklicht zu sein •’)• . .
Der Baryt eignet sich vortrefflich zur Darstellung reiner Essig
säure aus Holzessig und essigsaurer Salze. Um die Essigsäure von
den empyreumatischen Stoffen zu befreien, ist es am einfachsten, diese
in den essigsauren Salzen zu verkohlen, bei einer Temperatur natürlich,
welche die Essigsäure selbst noch nicht zerstört. Die Benutzung des
essigsauren Kalks oder Natrons hat mancherlei Inconvenienzen. Das
i) Boussingault, Compt. rend. XXXII, 261, 821. 2 ) Veigl. in diesem
Wa'gn. Jahresber. 1867, 2. 6 ) Vergl. in diesem Bericht: Oppenhei ,
Sauerstoff S. 7; Wasserstoffsuperoxyd S. 41.