Mörtel und Cement.
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Brennt man dieses Material bei einer Temperatur von über 400°,
wo nur die Magnesia Kohlensäure verliert, so geben sie einen, obwohl
weder rasch noch sehr stark erhärtenden Magnesiacement; brennt man
sie bis der Kalk kaustisch geworden, so treibt der Cement und verliert
durch Löschen des Kalks; brennt man die Mergel endlich bis zur
starken Sinterung, so geben sie den besten, aber nur aus Silicaten be
stehenden Cement.
Eine interessante Entdeckung machte 1867 Sorel 1 ) in der That-
sache, dass gebrannte Magnesia mit Lösungen von Chlormagnesium (in
der Stärke von 20 bis 30° B.) eine ausgezeichnet erhärtende, weisse
Masse liefert, die über 20 Gewthle. Sandbindet, auch in flüssigem Zustande
mit dem Pinsel aufgetragen zur Härtung von Mauern gebraucht werden
kann. Die erhärtete Masse (die nach Sorel’s Ansicht Magnesiumoxyehlo-
rid ist) enthält chemisch gebundenes Wasser. — Die Magnesia ist in der
dichten Form anzuwenden, wie man sie durch Glühen bei hohen Hitz-
graden gewinnt. — Ein daraus nach Sorel’s Vorschrift bereiteter
sechs Monate an der Luft erhärteter Cement enthält nach C.Bender 2 )
Kohlensäure und gab, über Schwefelsäure getrocknet, einen Antheil
Wasser bei 100°, einen anderen grösseren Antheil noch zwischen 150°
bis 180° ab. Kaltes Wasser entzieht der erhärteten Masse einen Theil,
kochendes Wasser alles Chlormagnesium, so dass nur Magnesiahydrat
bleibt. Sämmtliche Producte, das ursprüngliche wie die mit Wasser
behandelten, besitzen die Festigkeit des guten Sandsteins, sind schön
weiss und politurfähig. Die von Ben der für das ursprüngliche Product
aufgestellte Formel kann nur der Ausdruck eines zufälligen Gemisches
sein. Nach der Behandlung mit kochendem Wasser soll ein von
Kohlensäure schwer zersetzbares Hydrat, 2 MgO, 3 H 2 O, bleiben. —
Unter dem Namen Albolith fabricirt W. Riemann 3 ) in Breslau ein
hierhergehöriges Product aus in Retortenöfen gebranntem Magnesit
von Frankenstein in Schlesien und Chlormagnesium. Der weitere Zusatz
von „amorpher Kieselerde etc.“ scheint lediglich die Rolle des Sandes
im Mörtel zu spielen. Die Masse soll nach dem Anrühren die Consistenz
eines Mehlbreies haben; dieser gewinnt, je nach der Temperatur, bei
der man arbeitet, schneller oder langsamer an Consistenz und erhärtet
nach sechs Stunden völlig. In dem Zustande, in welchem sie noch
Eindrücke mit dem Nagel annimmt, erfolgt eine (namentlich für die
Anwendung von Leimformen zu Ornamenten) sehr unbequeme Ent
wickelung von Wärme, die bis 100° gehen kann. Die erhärtete Masse
verliert unter Wasser an Zusammenhang, zeichnet sich aber durch
grosse Elasticität aus, sowie durch ihre Brauchbarkeit zu Anstrichen
auf Gyps, Mauern, Holz n. s. w.
x ) Sorel,- Compt. rend. LXY, 102. 2 ) C. Bender, Ber. d. deutsch,
ehern. Ges. 1870, 932. 3 ) W. Riemann, Dingl. pol. J. CXCV, 92.