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Gruppe III. Chemische Industrie.
physikalischen, geodätischen, astronomischen Instrumenten ist sie allen
anderen Metallen bei Weitem vorzuziehen. Zu Bijouteriewaaren, zu
Kunst- und Luxusgegenständen wird sie in reichem Maasse angewendet.
Mancherlei Hausgeräth wird daraus verfertigt, auch eignet sie sich zu
Zapfen und Achsenlagern.
Auch Flinten- und Pistolenläufe, sowie gezogene Kanonen sind
daraus angefertigt und haben sich ausgezeichnet bewährt. Man geht
wohl nicht fehl in der Annahme, dass ein Hauptgrund für das lebhafte
Interesse, welches Napoleon III. für die Industrie des Aluminiums
gezeigt hat, in der Hoffnung, dasselbe zu artilleristischen Zwecken zu
verwenden, gelegen hat. Einer allgemeinen Anwendung der Geschütze
aus Aluminiumbronze steht zur Zeit noch der hohe Preis im Wege.
Hr. Morin liefert die Bronzen zu folgenden Preisen:
mit 10 p. C. Aluminium das Kg zu 15 Frcs.
» I 1 2 „ „ „ B » 12 5 „
5 10
Dieser Preis ist allerdings vier bis fünf mal so hoch als der der
Zinnbronze. Bei Gegenständen indess, bei welchen der Preis des Roh
materials von geringem Einfluss im Vergleich zumWerthe der Bearbei
tung ist, wie bei physikalischen Instrumenten und dergleichen, ist die
Verwendung der Aluminiumbronze stets vorzuziehen.
In England benutzt man Kessel von Aluminiumbronze zur Bereitung
von Conserven und von Gefrorenem aus sauren Früchten. Morin & Co. 1 )
bereiten Weberschützen aus der Bronze, die sich natürlich nicht wie die
aus Stahl oxydiren. Hr. Cambrieu 2 ) empfiehlt sie als Letternmetall.
Daraus gefertigte Lettern sollen fünfzig mal so oft abgedruckt werden
können, als solche aus antimonhaltigem Blei. Hr. Hulot 3 ) verwendet
sie als Unterlage für Lochmaschinen, mittelst welcher die Löcher in die
gummirten Briefmarkenblätter geschlagen werden. Hr. Lange 4 ) in Glas
hütte (Sachsen) stellt Uhrfedern aus Aluminiumlegirungen her, die aus
5 Thlu. Aluminium und 90 Thln. Kupfer, oder aus 100 Thln. Aluminium
und 5 Thln. Silber bestehen. Die Vorzüge, die dieselben vor Stahlfedern
besitzen, bestehen darin, dass sie nicht rosten, nicht magnetisch und
nicht so spröde, dagegen sehr hart und elastisch sind.
Zum Löthen der Aluminiumbronze ist das gewöhnliche Zinnloth
nicht tauglich. Hr. Hulot 6 ) verwendet eine Legirung des gewöhnlichen
Weichlothes (bleihaltiges Zinn) mit 50, 25 oder 12'5 p.C. Zinkamalgam.
In anderer Weise verfährt Hr. Chalet 6 ). Derselbe stellt eine Plattirung
aus 10 Thln. Aluminiumbronze und 1 Thl. Kupfer her. Das Ganze
i) Morin, G6nie industr. 1864, 167; Dingl. pol. J. CLXXII, 72.
2 ) Cambrieu, Wagn. Jahresber. 1865, 22. 8 ) Hulot, Compt. rend. LXIY,
1097. 4 ) Lange, Deutsche Industrieztg. 1873, 438. 6 ) Yergl. H. Deville,
Monit. scientif. 1867, 532. 6 ) Chalet, Gönie industr. Oct. 1868, 219.