622
Gruppe III. Chemische Industrie.
lasst man an der Luft verwittern; diese Masse wird sodann ausgelaugt,
die Lauge geklärt, concentrirt und zur Krystallisation gebracht.
Das Rösten geschieht zu Civita vecchia in der einfachen Weise,
dass der in Stücke zerschlagene Alaunstein mit Brennmaterial in Haufen
geschichtet wird. Diese zündet man an und regulirt den Verbrennungs-
process durch Einstechen von Zuglöchern und Bedecken derselben.
Zu folfa wird das Glühen in niedrigen Schachtöfen, welche an
Form den Kalköfen ähnlich sind, ausgeführt.
Eine ausführliche Schilderung der Alaunfabrikation aus Alaunstein,
wie sie in der Herrschaft Mnnkäcs betrieben wird, verdanken wir llrn!
J. Blumenwitz 1 ). Hier geschieht das Rösten ebenfalls in kreisrun
den, nach oben zu sich verengernden Schachtöfen, welche den Kalköfen
ähnlich sind. Die Oefen haben eine Höhe von 6 Fuss vom Rost an
gerechnet, einen oberen Durchmesser von 5 Fuss und einen Füllungs
raum von circa 95 Cubikfuss und fassen 85 bis 100 Ctr. des rohen
Steins. . Der innere Mantel derselben besteht aus hartem, feuerfestem
Sandstein, der Feuerrost aus schmalen Stücken desselben Materials.
Man baut von den zu brennenden Steinen mit den grössten Stücken
über den Rost ein kleines Tonnengewölbe; alsdann wird der Ofen
vollgefüllt. Damit gehöriger Zug im Ofen vorhanden sei, wendet mari
ziemlich grosse Steinstücke von i/ 4 bis Vs Cubikfuss an.
Ganz ähnlich ist'nach Mittheilungendes Hrn. C. M. Kurtz 2 ) das
Röstverfahren zu Montioni, wo seit den Tagen der Herrschaft Napo-
leon’s I. ein sehr harter und reiner Alunit verarbeitet wird.
Durch das Glühen des Alaunsteins wird eine Art Aufschliessung,
eine Veränderung des Festigkeitszustandes, die Zerlegung des Thon
erdehydrats in Thonerde und Wasser bezweckt. Dies erfolgt schon
bei einer massigen Temperatur, welche der Rothglühhitze noch sehr
fern liegt. Wenn diese erreicht wird, so tritt eine weitere Zerlegung
des Thonerdesulfats in Thonerde, Schwefelsäureanhydrid, schweflige
Säuie und Wasser ein. Ein noch höherer Hitzegrad würde auch die
Zersetzung des Kaliumsulfats zur Folge haben. Es muss nun streng
darauf geachtet werden, dass die Temperatur im Ofen nicht zu hoch
steige; eine Entwickelung der leicht zu bemerkenden schwefligen Säure
muss sorgfältig vermieden werden. Sonst wird der Alaunstein „todt
gebrannt“ und das Wasser übt nachher durchaus keine Einwirkung
darauf aus.
Da ziemlich grosse Steine verwendet werden und die Glühtempe
ratur möglichst niedrig gehalten werden muss, so ist es nicht möglich,
mit einmaligem Brennen die ganze Füllung eines Ofens durch und
Blumen witz, Die Alaunfabrikation der Herrschaft Munkäcs in Ungarn.
Wien 1868. Vergl. auch Wagn. Jahresber. 1868., 315. V c M Kurt
Dingl. pol. J. CCX, 358.