Stassfurter Kaliindustrie. 367
Mengen rein vor, ist vielmehr stets mit Carnallit, Kochsalz und anderen
Salzen derartig durchwachsen und zusammengelagert, dass sein durch
schnittlicher Gehalt an schwefelsaurem Kalium 22 bis 23 p. C. kaum
übersteigt; ist aber schon hei dem seltenst vorkommenden reinen Kaimt
die Zersetzung in feuchter Luft eine sehr langsame und nur an der
Oberfläche vorkommende, so liegt es auf der Hand, dass der rohe Kaimt
auf solche quasi spontane Weise noch weniger zerlegt werden kann, da
als Product ein Gemisch von schwefelsaurem Kaliummagnesium mit den
anderen Bestandtheilen des Iiohkainits verbleiben würde. Obgleich
man daher nach der Auffindung des Kainits im Jahre 1864 wohl er
kannte, dass hierin ein Material für Darstellung von reinem schwefel
saurem Kaliummagnesium gegeben sei, musste man für dessen Gewin
nung doch sofort complicirte Lösungs- und Krystallisationsprocesse an
wenden. Die absolute Unzuverlässigkeit und Ungleichheit des Materials,
noch mehr die in den letzten Jahren erfolgte bedeutende Preiserhöhung
des auch für Darstellung von Düngerpräparaten und Düngermischun
gen benutzten Kainits haben indess seine ausgedehnte und lohnende
Verarbeitung zu reinem schwefelsaurem Kaliummagnesium (Picromerit)
ganz unmöglich gemacht und stellt man dasselbe deshalb auch durch Zer
setzung von Kieserit mit dem aus dem Carnallit gewonnenen Chlorkalium
dar (2KCl -f- 2MgS0 4 + 5H 2 0 = K 2 S0 4 , MgS0 4 + 5H 2 0 + MgCl 2 ).
Da sich nun die Angaben französischer Chemiker, nach welchen sich
aus dem schwefelsauren Kaliummagnesium durch Zuschlag von Kalk
und Kohle direct im Leblanc’schen Process kohlensaures Kalium mit
Vortheil gewinnen lassen sollte, bei angestellten Versuchen als unrichtig
ergaben, die anderen Verwendungsarten des schwefelsauren Kaliums für
Glas, chromsaures Kalium etc. aber ein möglichst magnesiumfreies
Material erfordern, so ging man einen Schritt weiter, indem man aus
dem Kaliuipmagnesiumdoppelsalz reines schwefelsaures Kalium darstellte.
Als Grundlage hierfür diente:
a. Die Zerlegung des Doppelsalzes durch einfaches Umkrystalli-
siren, wobei sich das schwer lösliche Schwefelsäure Kalium etwa zur
Hälfte ausscheidet, während ein neues Doppelsalz von der ungefähren
Zusammensetzung K 2 S0 4 , 2MgS0 4 in der Lösung bleibt.
b. Die Zerlegung des Doppelsalzes durch Hinzufügung von
4 Mol resp von 6 Mol. möglichst reinen Chlorkaliums, wobei sich
aus K 2 S0 4 , 2MgS0 4 + 4KCl = 3K 2 S0 4 + 2 MgCL oder vielmehr
aus K 2 S0 4 , 2MgS0 4 + 6KCI = 3K 2 S0 4 -j- 2MgCl 2 + 2KC1 bilden.
Das schwefelsaure Kalium scheidet sich auch hierbei als feinkörnige
Masse ab, während der gleichzeitig gebildete Carnallit in Lösung bleibt,
aus welcher durch Verdampfung und Krystallisation das Chlorkalmm
wieder gewonnen werden muss. Das für die Doppelzersetzung anzu
wendende Chlorkalium muss möglichst rein, namentlich frei von Natrium
salzen sein, da diese sonst ebenfalls, mit in den Process eintretend, das