Ueber die Entwickelung der Ultramarinfabrikation. G79
Für kieselreicbes Ultramarin erhält der Thon einen Zusatz
von Kieselerde, sei es durch Auswahl kieselreicher Thonsorten, oder
durch Zugabe von nassgemahlenem Qnarzsand oder von Infusorienerde.
Letztere war früher nicht ganz leicht in genügender Reinheit zu er
halten, kommt aber jetzt als geschlämmtes Product allgemein im Handel
vor und ist in neuerer Zeit für oben genannten Zweck sehr beliebt
geworden *). Als Natronsalz wird vorzugsweise Soda verwendet, welche
indessen zum Theil auch durch Glaubersalz ersetzt werden kann. Zur
vollständigen Mischung der nöthigen Materialien gehört dann noch
Schwefel und Colophonium. Kohle als ReductionsmitteMst hier wohl
allgemein schon seit geraumer Zeit verlassen worden. Beim Rohbrennen
erhält man sogleich rohes, blaues Ultramarin, dessen weitere mechanische
Bearbeitung im Wesentlichen dieselbe ist, wie bei dem durch das Fein
brennen erhaltenen kieselarmen Blau. Je nach der Menge der zuge
setzten Kieselerde nimmt der röthliche Farbenton und die Widerstands
fähigkeit des Productes gegen Alaunlösung zu. Bezüglich der letzteren
Eigenschaft sind indessen auch physikalische Eigenschaften des verwen
deten Thons, namentlich eine gewisse Dichtheit desselben, von Einfluss.
In neuester Zeit sind aus der Gruppe des kieselreichen Ultramarins
Verbindungen von violetter, rother und gelber Farbe bekannt gewor
den Die Beziehungen derselben zu dem zugehörigen blauen Ultra
marin sind noch wenig aufgeklärt; weiter unten wird derselben noch
näher gedacht werden.
Seit der Londoner Ausstellung sind die hier beschriebenen Grund
lagen der Fabrikationsmethoden ebenso unverändert geblieben, als
die früher bekannten Ofensysteme. Tiegelöfen werden vorzugsweise
für kieselarmes, Muffelöfen für kieselreiches Ultramarin angewendet.
Allgemeine und wesentliche Fortschritte wurden aber in der Handhabung
und in den Einzelheiten der alten Methoden gemacht, so dass jetzt die
jenigen minderwerthigen Ultramarinsorten, welche auf fehlerhafte Aus
wahl der Materialien und auf fehlerhafte Durchführung des Glühprocesses
zurückzuführen sind, wohl von allen Fabriken in viel kleinerer Menge
als früher erhalten, von einzelnen sogar ganz vermieden werden. Dieser
Fortschritt bildet für manche Fabriken ein wirksames Gegengewicht
gegen das fortwährende Fallen der Ultramarinpreise bei gleichzeitigem
Steigen der Preise der Materialien und Arbeitslöhne. Hierin lag zu
gleich noch eine Aufforderung zur Verbesserung des mechanischen Theils
b Allem Anschein nach wird die Gewinnung der Infusorienerde zu einem
eigenen Industriezweig heranwachsen. Als ein feuerfester sehr poröser und
äusserst voluminöser Körper ist dieselbe zu vielen technischen Verwendungen
sehr geeignet. Nach eignen Versuchen des Verfassers leistet Infusorieneide
fast Unglaubliches gegen Ableitung der Wärme und ist weitausi d*> beste
Mittel zur Umhüllung von Dampfapparaten aller Art und fui alle ähnliche
Verwendungen.