Porzellan - Industrie. (>97
Thonerde vorhanden. Man könne für den pyrometrischen Werth einen
einfachen Ausdruck berechnen, wenn man mit der Zahl, welche an
gebe , wie viel Kieselsäure auf ein Gewichtstheil Thonerde enthalten,
dividire in die Zahl, welche ausdrücke, wieviel Gewichtstheile Thon
erde auf ein Gewichtstheil Flussmittel vorhanden seien. Die Quotienten
werden bei abnehmender Feuerfestigkeit kleiner und es ergiebt sich in
der That eine grosse Uebereinstimmung der Ergebnisse der Analyse
mit dem pyrometrischen Verhalten. Ausnahmen von diesem Gesetze
finden ihre Erklärung in physikalischen Ursachen. Eine festere Be
schaffenheit, gröbere Quarzkörner etc. erhöhen den Schmelzpunkt. Das
Verhältniss zwischen Kieselsäure und Flussmittel lässt Bischof unbe
rücksichtigt und sucht zu beweisen, von wie geringer Bedeutung das
selbe für die Schmelzbarkeit der Thone sei, indem er anführt 1 ), dass
ein 'geringer Zusatz von Flussmittel zu reiner Kieselsäure das Verhal
ten derselben in höherer Temperatur nur wenig verändere, eine kleine
Menge Thonerde zu diesem Gemisch gebracht aber geradezu als Fluss
mittel wirke. Der Ausspruch Richters’ 2 ), dass nur die Doppelsilicate
und zwar besonders die kieselsäurereichen die Schmelzbarkeit der I hone
bedingen, scheint sich hiernach zu bestätigen.
Die verschiedene Wirkung der als Flussmittel dienenden Metall
oxyde lässt Bi sc ko f ebenfalls unberücksichtigt. Richters hat sich da
gegen mit der Einwirkung derselben auf Thonerdesilicat beschäftigt
und den Satz aufgestellt 3 ), dass äquivalente Mengen von Magnesia, Kalk,
Eisenoxyd, und Kali in gleicher Weise als Flussmittel auf feuerfeste
Thone wirken. Bischof 4 ) will indess diese Regel nur mit Einschrän
kungen gelten lassen.
Mit einer Anzahl der in ausgedehnten Lagern vorkommenden
Thone macht Bischof uns näher bekannt; auch der Untersuchung
besonders feuerfester Steine, z. B. der Dinasteine, hat er sich untei-
zogen s ). Die auf der Wiener Weltausstellung ausgestellten feuerfesten
Thone unterwirft er einer eingehenden Besprechung e ).
Dass diese Untersuchungen für sämmtliche Zweige der Industrie,
welche mit hohen Hitzegraden zu thun haben, von grosser Bedeutung
sind , bedarf wohl keiner Erörterung. Der Porzellanindustrie sind sie
jetzt um so mehr willkommen, als man gerade im Begriff steht, ein
neues Ofensystem fürs Gutbrennen des Porzellans einzuführen und des
feuerbeständigsten Materials zu diesem Zwecke bedarf.
Die alten allgemein gebräuchlichen Porzellanbrennöfen haben viel
fach schon eine Abänderung dahin erfahren müssen, dass man sie für
l) C. Bischof, Dingl. pol. J.CXVC, 525, u. CC. 289. *) Richters, Dingl.
pol J CXCI 229. 8 ) Richters, Dingl. pol. J. CXCI, 60; CHIC, 268.
4 ) C. Bischof, Dingl.pol. J. 0IV0, 440; CIIC, 396. «) Bischof, Dingl. pol.
J. CCI, 339; CCV, 120. 6 ) Bischof, Dingl. pol. J. OCX, 105; CCXI, 105.