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Gruppe III. Chemische Industrie.
eine Auflösung von amorpher Kieselsäure im krystallisirten neutralen
Silicat, das Bonteillenglas für eine Lösung von amorphen Oxyden in
krystalhsirtem neutralen Silicat, das entglaste Glas aber für ein Ge
menge von Kieselerde oder Oxyd (in krystalhsirtem oder amorphem
ustande, je nach der Dauer des Erhitzens) und von neutralem amor-
p en Silicat. Ueber die Untersuchungen des Glases von Th. J Pe
louze i) soll an einer anderen Stelle (Entglasung) berichtet werden.
H. E. Benrath 2 ) beschäftigte sich wohl am eingehendsten mit
der Constitution des Glases. Die Resultate seiner Untersuchungen
legte er in mehreren kleineren Schriften nieder. Er bemühte sich zu
nächst, die Constitution der verschiedenen bleifreien Gläser, vorzüglich
T r Alkali-Kalkgläser festzustellen und untersuchte davon namentlich
die folgenden Sorten: Gegossenes Spiegel- und Fensterglas, geblasenes
1 atelglas und weisses und halbweisses Hohlglas.
Sem Bestreben war darauf gerichtet, aus den Analysen anerkannt
guter, älterer und neuerer Gläser aus renommirten Hütten ein Normal
glas herauszufinden und alle übrigen Gläser diesem unterzuordnen,
resp. dieselben mit diesem in Beziehung zu bringen. Dasselbe Bestreben
hatte schon Dumas 3 ); derselbe glaubte aus dem Ergebniss zahlreicher
Untersuchungen den Schluss ziehen zu dürfen, dass eine Anzahl Gläser
des Handels sich der Formel:
... Na ä (K 2 ) Si 3 0 7 -f- CaSi 3 0 7
näherten.
Anders ist das Resultat, zu dem Pelouze 4 ) gelangte. Er verwirft
das Bestreben, den Glassorten des Handels eine Formel zu geben als
werthlos, da die Kieselsäure sich in sehr wechselnden Verhältnissen
mit den Basen zu verbinden vermag und man in einem Glase die ver
schiedensten Oxyde mischen kann, ohne dass dadurch die Mischung
nach dem Erkalten ungleichförmig wird. Er kann deshalb die Gläser
nur als einfache Gemenge verschiedener bestimmter Verbindungen be
trachten.
Benrath kann weder die Formel von Dumas adoptiren, noch
der Ansicht von Pelouze beipflichten, sondern stellt als Formel für
sein Normalglas die folgende auf:
[5 (Na 2 (Kj) Si 3 0 7 ) + 7 (Ca Si ;i 0 7 )]
Er nimmt an, dass die in den meisten Gläsern enthaltenen ge
ringen Mengen von Thonerde und Eisenoxyd aus dem Thongehalt
0 Peloiize, Ann. chim. phys. [4.] X, 184; Journ. f. Chem. CI 449-
Wagn. Jahreeber. ,867, 345. 2) Benrath, Die Normalzusammensetzung des
bleifreien Glases, Aachen 1868; Wagu. Jahresber. 1868, 372. 3 ) Dumas
Kecheuch s.L comp des verres 1830; Benrath, Nmlzsmsetz. des bleifreien
1867 p } ^ Chim - ph * VS - M’ X ’ 184 ; Wagn. Jahrbsber.
18b7, 34o, Benrath, Nmlzsmsetz. d. bleifreien Glases 2.