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Ueber Chromverbindungen.
oxydsalze zu besprechen. Das Chromchlorid, welches als schöne
violette Farbe namentlich in der Buntpapierfabttkation Anwendung
findet, wurde von Wühler 1 ) analog dem Siliciumchlorid durch Glü
hen eines Gemenges von Chromoxyd mit Kohle im Chlorstrome erhal
ten. Brunner' 2 ) stellt zunächst Chromsulfid dar und verwandelt
dieses auf geeignete Weise durch Chlor in Chromchlorid und flüchtigen
Chlorschwefel. Nach dem Verfahren von F. Serena 3 ) leitet man über
rothglühendes unreines Chromoxyd einen Strom trocknen Chlors, das
mit Dämpfen von Schwefelkohlenstoff gesättigt ist. Der \oigang ist
folgender:
Cr 2 0 3 + 3CS 2 + 6 CI = Cr 2 Cl 6 + 3 CO + 6 S.
Nach einer anderen Vorschrift, die mehr wissenschaftliches als
technisches Interesse hat, lässt Serena auf Chromoxyd Chloroform
dämpfe einwirken. Die Reaction erfolgt nach der Gleichung.
Cr 2 0 3 + 3 CHC1 3 = Cr 3 Cl 6 + 3C0 + 311 CI.
Es ist ferner der Chromalaun zu erwähnen, der in der Färberei
als Mordant, mit Kochsalz gemischt zur Erzeugung von chromgarem
Leder, zum Unlöslichmachen von Leim und Gummi, sowie zur Anferti
gung von wasserdichten wollenen Stoffen verwendet wird. Für letzte
ren Zweck pflegte man früher Chromacetat anzuwenden, welches durch
Zersetzung von Chromalaun mit Bleiacetat erhalten wurde. Der Chrom
alaun wird in der Regel iu der Weise dargestellt , dass man Kalium
bichromat in Lösung nach Zusatz der geeigneten Menge Schwefelsäure
mit Alkohol, Schwefelwasserstoff oder schwefliger Säure unter Erwärmen
reducirt. Bei diesem Verfahren ist jedoch einerseits die Endreaction
nicht gut zu erkennen, andererseits tritt häufig eine zu starke Eiwiu-
mung ein, welche eine spätere Krystallisation verhindert. A. Lidegg 4 )
reducirt daher das Kaliumbichromat unter Zusatz von Schwefelsäure
mittelst Oxalsäure. Die Reaction erfolgt bei gewöhnlicher Temperatur,
und ist beendet, wenn keine Blasen von Kohlensäure mehr entweichen.
Die Zersetzung erfolgt, abgesehen vom Krystallwasser, nach folgender
Gleichung:
K, Cr, 0- + 3H 2 'C,0 4 + 4H 2 S0 4 — K 2 Cr 2 (S0 4 ) 4 -f 6C0 ä + 7H 2 0.
Man vereinfacht die Anwendung der Chromoxydsalze als Beizen
nach einem von Chaudet 5 ) angegebenen Verfahren, wenn man mit
Kaliumbichromat beizt, auf der Faser die Chromsäure mit schwefliger
Säure etc. reducirt, dann auswäscht und färbt. Die auf diese Weise
1) Wühler, Ann. Chem. Pharm. CXI, 250. 2 ) Brunner, Dingt P°L
J. CLXIX, 356. 3 ) F. Serena, Mon. scientif. 1870, 708. Wagn. Jaliresber.
1870, 249. 4 ) A. Lidegg, Dingl. pol. J. CCVII, 321. Wagn. Jaliresber.
1873, 405. 6 ) Chaudet, Mech. Magaz. 1866, Nr. 2180, 26; Deutsche
Industrieztg. 1866, 314. Wagn. Jaliresber. 1866, 592.