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Wolfram.
verdünnter Salzsäure von Schwefel- und Arsenverbindungen befreit
und dann bei starker Weissgluth mit Kohle im verschlossenen Tiegel
geglüht. Man erhält so eine pulverförmige Masse, die aus Wolfram
metall, Kohle, Eisen und Mangan bestehend, unter dem Namen
„Wolframmetall“ dem Gusseisen oder Stahl zugefügt wird. Bereits früher
hatte B e r t h i e r : ) angegeben, dass man auf diese Weise ein äusserst
strengflüssiges Product mit einem Gehalt von 77 - 8 p. C. Wolfram er
hält ; um dasselbe leichtflüssiger zu machen, empfiehlt er der Schmelze
auf 14 Thle. Wolfram 9'5 Thle. Eisenhammerschlag zuzusetzen, wo
bei eine vollständig geflossene Legirung mit 53 p. C. Wolfram resul-
tirt. Derartige Legirungen in geschmolzenen Massen mit be
stimmtem Wolfram- und Mangangehalt werden neuerdings von der
Biermann’sehen Fabrik in Hannover angefertigt und für Zwecke
der Wolframstahlfabrikation in den Handel gebracht. Man erhalt je
doch auch schon Wolframstahl, wenn man Eisen direct mit Wolfram
säure oder gereinigtem Wolframmineral schmilzt und es wurde dieses
Verfahren, als das billigere und bequemere, vorzugsweise in Anwen
dung gebracht. Die Reduction der Wolframsäure wird hierbei durch
die Kohle des Eisens veranlasst und zwar, wie es scheint, durch den
mechanisch beigemengten Kohlenstoff, da Bernoulli gefunden hat,
dass nur graues Roheisen, mit Wolframsäure zusammengeschmolzen,
Wolframstahl liefert, nicht aber weisses Roheisen. .
Dass der Wolframstahl gewisse Vorzüge besitzt, lässt sich nicht
mehr leugnen. Nach den ebenso gründlichen und gewissenhaften Un
tersuchungen, welche namentlich Leguen 2 ) und Caron-*) in neuerer
Zeit über die Eigenschaften des Wolframstahls und seine fabrikmassige
Darstellung (— Ersterer namentlich zeigte, wie man auch im Cupol-
ofen und mit Hilfe des Bessemer-Verfahrens Wolframstahl erhalten
kann —) angestellt haben, ist es wohl zweifellos, dass ein Zusatz von
Wolfram dem Gusseisen oder Stahl eine ganz besondere Festigkeit und
Härte verleiht. Nichtsdestoweniger kam der Wolframstahl bald in
Misscredit und Vergessenheit. Es gelangte Wolframstahl in den Han
del, welcher die angepriesenen Eigenschaften nicht besass, vielleicht
in Folge nicht rationeller Fabrikation durch Verwendung von unreinem
Wolframmineral; vielfach wurde die zu grosse Sprödigkeit des
Wolframstahls getadelt; ausserdem wurde Wolframstahl zu hohem
Preise verkauft, der keine Spur Wolfram enthielt. Dazu kam, dass das
Bedürfniss nach Massenfabrikation, die allgemeinere Einführung des
Bessemer - Verfahrens alle Versuche, auf andere Weise Stahl zu er
zeugen, in den Hintergrund drängte.
l) Börthier, Trait<5 des essays par la voie ^ oh ® 1834 5» 215 '
2 ) Leguen, Compt. rend. LVX, 593; LIX, 786, LXIII, 967 ; LXVI, 819 >
LXVIII, 592. s ) Caron, Ann. chim. phys. [3J LXVIJ1, 143.