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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

Wolfram. 
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papierfabrikation u. s. w. anzuwenden. Doch scheinen die hierauf be 
züglichen Versuche nicht von Erfolg begleitet zu sein. Der Werth 
dieser Bronzefarben wird nämlich, wie A. W. Hofmann in dem mehr 
fach erwähnten Bericht über die Londoner Ausstellung ausführt, wesent 
lich beeinträchtigt durch ihre krystallinisehe Structur. Sie krystallisiren 
im regulären System und spalten sich demgemäss beim Pulverisiren 
immer wieder in regulärer Form, so dass das feinste Pulver immer 
noch aus kleinen Würfeln besteht. Ein solches Pulver besitzt aber bei 
gleichem Gewicht und gleicher Fläche nicht die Deckkraft, die einem aus 
Schuppen bestehenden Pulver (wie die gewöhnlichen Bronzefarben) bei 
wohnt; ausserdem wird ersteres auch das Licht in weit grösserer Menge 
absorbiren und folglich an Glanz einbüssen. Dazu kommt, dass der 
Preis der Bronzefarben doch im Verhältniss zu anderen Farben ein 
hoher war. Neuerdings sollen die Bronzen in der Glasfabrikation zur 
Herstellung verschiedenartig gefärbter Gläser Verwendung gefunden 
haben; dem Berichterstatter ist indessen etwas Näheres hierüber nicht 
bekannt geworden. 
Auf der Londoner Ausstellung 1862 waren ferner folgende 
Wolframfarben bemerkenswerth: ein neues Mineralgelb (Wolframsäure), 
ein neues Mineralblau (wolframsaures Wolframoxyd W 2 0 5 ), braunes 
Wolframoxyd (W 0 2 ) und ein neues Violett (eine Mischling der Ma 
gentabronze mit blauem Oxyde). Trotz ihrer Schönheit und ihres ver- 
hältnissmässig billigen Preises scheinen jedoch auch diese Farben wenig 
Verbreitung gefunden zu haben. Nicht günstigere Resultate erzielten 
die Bemühungen, die Niederschläge, welche das wolframsaure Natrium 
mit den Metallsalzen bildet, als Farben zu verwenden. Von den zahl 
reichen Vorschlägen, welche in dieser Beziehung gemacht worden sind, 
mögen folgende erwähnt werden: Als Surrogat für Bleiweiss sind 
wolframsaures Zink von Koller und wolframsaures Barium von Sacc 1 ) 
vorgeschlagen worden. Beide Körper sollen eben so gut decken, wie 
Bleiweiss und sind gegen Schwefelwasserstoff ebenso beständig, wie 
Zinkweiss. Nach einer weiteren Mittheilung von Sacc 2 ) stellt Rous 
seau in Paris folgende Wolframiate zur Verwendung als Malerfarben 
dar: Wolframsaures Nickel (hellgrün), wolframsaures Chrom (dunkel 
grün), wolframsaures Kobalt (violett, geglüht blau), wolframsaures Zinn 
(oxydul, indigblau), wolframsaures Eisen (oxyd, chamois). Die meisten 
dieser Farben {ausserdem noch wolframsaures Kupfer) werden auch in 
deutschen Fabriken dargestellt; eine dauernde Anwendung haben sie 
nicht gefunden. Nur das wolframsaure Chrom und wolframsaure Kupfer 
scheinen in grösseren Mengen zur Darstellung von Anilinschwarz nach 
einer von Spirk 3 ) mitgetheilten Vorschrift consumirt zu werden. Es 
!) Sacc, Compt. rend. LXVIII, 310. 2 ) Sacc, Monit. scientif. 1869.469. 
3 ) Spirk, Din0-1. pol. J. CLXXXIX, 255. 
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