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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

Eisen. 
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ausfüllt. Von besonderer Wichtigkeit ist in der Neuzeit der Hart 
guss geworden, der früher fast allein zur Darstellung von Hartwalzen 
Anwendung fand, jetzt aber auch für Projectile, Panzerstände, Glocken, 
Eisenbahnräder, Weichen und andere Gegenstände unentbehrlich ge 
worden ist. Bekanntlich dient zur Darstellung von Hartguss ein gaares 
lichtgraues Koheisen mit hohem Kohlenstoffgehalt, welches nicht zu 
heiss in sehr dicke gusseiserne Schalen oder Goquillen gegossen wird; 
in Folge der grossen Wärmeleitungsfähigkeit erstarrt der Guss sehr 
plötzlich in der Berührung mit der Form, bedeutend langsamer im 
Inneren. Der Querbruch eines solchen Gussstückes zeigt an der 
Aussenseite eine wenige Linien bis mehrere Zoll dicke Schicht, die Här 
tung , von sehr hartem, weissem, strahligem Eisen, dann folgt ein all- 
mäliger Uebergang in halbirtes und endlich in zähes graues Eisen von 
feiufilzigem Gefüge als Kern. Es war dieses auf der Ausstellung be 
sonders schön an den Bruchproben von Hartwalzen von Königsbronn 
in Württemberg, Neu-Oege in Westfalen, Reichenau und St. Michel in 
Oesterreich zu beobachten. Die Härtung beruht wesentlich auf der, 
durch rasche Abkühlung erzwungenen, besonderen Molecularanord- 
nung und kann durch anhaltendes Glühen wieder aufgehoben werden. 
In wie weit chemische Vorgänge dabei eine Rolle spielen, ist wenig 
bekannt und eine Untersuchung wünschenswerth. Eine schon alte 
Beobachtung Karsten’s zeigte, dass ein graues Roheisen mit 4‘028 
Gesammtkohlenstoff beim Giessen in Coquillen eine weisse Härtung 
mit 5'Q93 «-Kohlenstoff erhielt, während der nicht harte Kern 
0'615 «-Kohlenstoff und 3'194 /1-Kohlenstoff enthielt. L. Grüner 1 ) 
untersuchte die Härtung von Grüson’s Hartgussprojectilen. Die 
selben waren aus grauem Ilolzkohleneisen von Gittelde am Harz zu 
Bukau bei Magdeburg in Schalen gegossen und die weisse Kruste 
hielt nach der Eggertz’schen Probe, a. noch feilbar, b. sehr schwer 
zu feilen, c. von der Feile unangreifbar 
a. b. c. 
«C 2-15 2’24 2-40 
S 0'02 0-03 0-02 
Zur Härtung des Gusseisens wurde von Mayr zu Leoben und 
Le Guen zu Brest auch Wolfram*) verwendet, doch scheint dieser 
Zusatz wieder aufgegeben zu sein (vergl. Eigenschaften und Constitu 
tion des Roheisens). Das Verfahren von Abr. Ganz 1 ) in Budapest zur 
Herstellung harter Laufflächen bei Eisenbahnrädern, die auf der Aus 
stellung vorzüglich vertreten waren, besteht darin, dass die Gussformen 
1 ) Grüner, Annal. min. 1869, XVI, 240; Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 
1870, 46. 2 ) Vergl. den Aufsatz über Wolfram S. 748 dieses Berichts. 
3 ) Ganz, Dingl. pol. J. 1863, 462.
	        
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