Eisen.
835
Statt den Sauerstoff der gepressten Luft zur Oxydation bei dem
Bessemerprocesse zu verwenden, hat man nach concentrirteren Sauerstoff
quellen gesucht und B esseine r, J. Heaton und Hargreaves 1 ) fanden
eine solche im Chilisalpeter oder salpetersauren Natrium. Derselbe
wurde auf mehrere Weisen angewendet; nämlich zuerst, indem man in
den Convertor eine Sohle von Salpeter stampfte und das geschmolzene
Eisen darauf laufen Hess; dann indem man ihn in durchlöcherten Kästen
auf den Boden des Metallbades brachte, endlich im geschmolzenen Zu
stande von unten einspritzte oder in Pulverform einblies. Es wird
behauptet, dass durch dieses sogenannte Salpeterfrischen der Schwefel
und Phosphor des Roheisens entfernt werden könne. Die bisher airs
geführten Versuche scheinen alle zu mehr oder weniger unbefriedigenden
Resultaten geführt zu haben und es ist nicht daran zu denken, dass
auf diese Weise irgend erhebliche Mengen von gutem Stahl mit ökono
mischem Vortheile dargestellt werden können, daher dieser Auswuchs
des, sonst so eleganten, Bessemerprocesses mindestens überflüssig ist.
In Zukunft wird die Stahlfabrikation•Siach dem Bessemer’schen
Verfahren sich immer mehr zu bestreben haben, den Hohofenprocess
mit dem Stahlbildungsprocesse in möglichst engen Zusammenhang zu
bringen, damit das auf die Gicht des Hohofens gesetzte Eisenerz, nach
20 bis 24 Stunden als flüssiges Roheisen aus dem Ofen tritt, dann
gleich in einen bereit stehenden Convertor gefüllt und darin zu Stahl
ohne Rückkohlung Verblasen werden und so schon nach einer Stunde ein
Block vofi Stahl sein kann. Hierzu sind allerdings besonders reine und
reiche Eisenerze, wie die von Sommorostro bei Bilbao und von Mokta
in Algier erforderlich; ein ebensolches Erz kommt zu Ljubie und Stari
Maidan in Bosnien vor. Eine Analage dieser Art, welche von den
Herren Al fr. Philippart und Arm. Re simon t zu Seraing bei Lüttich
in sehr zweckmässiger Weise und mit Benutzung aller neueren Fort
schritte ausgeführt wurde, steht daselbst seit einiger Zeit im Betriebe
und da man nur manganreiche Erze verschmilzt, so kann man das
Mangan als zuverlässigen Indicator anwenden und das Spiegeleisen
ganz und gar entbehren, ohne welches die englischen Hütten überhaupt
nicht mehr fertig werden können, wenn sie nicht dafür Sorge tragen,
dass sie gleichfalls mehr Mangan in die Beschickung bekommen.
Die Auszeichnungen für Eisen auf der Wiener Weltausstellung
sind unter Gruppe I. „Bergbau und Hüttenwesen“ vermerkt. Vergl.
auch die Auszeichnungen für „chemische Präparate“.
0 Heaton und Hargreaves, Dingl. pol. J. CLXXXVI, 489; Practical
Mechan. J. 1868, Aug. 143; Berg- u. Hüttenm. Ztg. 1869, 31, 138; Engineering
1868, April, 311.
53*