Silber.
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Brüchiges Silber. Wie bekannt, wurden im Jahre 1868 bei
Hildesheim antike Silbergefässe im Erdboden aufgefunden; das Metall
hat auch hier eine sehr tiefgreifende Veränderung erlitten, über welche
nähere Angaben von Schertel vorliegen 1 ). Das Silber zeigt nämlich
ein körniges Gefüge und ist im höchsten Grade brüchig. An der
Aussenseite hat sieh neben einer geringen Menge eines schwarzen,
wesentlich aus Gold bestehenden Pulvers Chlorsilber gebildet, und zwar
ausser der vorherrschenden gewöhnlichen Verbindung eine dem Sil
ber anliegende dünne fast schwarze Schicht, welche der Verfasser für
Ag 2 Cl erklärt. Die Silbermasse selbst enthält einige Procent Gold und
Kupfer, und dieses letztere war wohl ursprünglich in grösserem Ver-
hältniss vorhanden, hat sich aber in Kupferchlorid verwandelt, welches,
wie es scheint, die Bildung des Subehlorürs hervorrief. Der Verfasser
bestätigte, dass Silbermünzen, in Kochsalzlösungen aufbewahrt, viel
Kupfer verlieren, wodurch die Silbertheilchen ihren Zusammenhang ein-
büssen und die Masse brüchig wird. Auch an alten Silbergeräthen
aus cyprischen Gräbern hat Church 2 ) ähnliche Erscheinungen
beobachtet.
Silberhaloidsalze. Das Verhalten des Chlor-, Brom- und Jod
silbers ist in neuerer Zeit wegen ihrer vielfachen Anwendung in der
Photographie genauer geprüft worden.
Stas 3 ) sammelte bei seinen bekannten Atomgewichtsarbeiteil
mancherlei Erfahrungen über das Chlorsilber, welches nach ihm in
vier Zuständen auftritt: 1. gallertartig, 2. käsig-flockig, 3. pulverig und
4. körnig-oder schuppig-krystallinisch, wenn es geschmolzen war. Wäh
rend dieses letztere in Wasser ganz unlöslich ist, zeigt sich das käsige
in gewissem Grade löslich. Eine solche Lösung wird ebensowohl durch
Silbersalze als auch durch Chlorwasserstoffsäure, und zwar vollständig,
gefällt.
Bezüglich der chemischen Vorgänge, welche bei der Wirkung des
Lichts auf die Silberhaloidsalze stattfinden, hat H. Vogel 4 ) gefunden,
dass Chlorsilber theilweise in Subchlorid Ag 2 Cl unter Freiwerden von
Chlor sich verwandelt; dass Bromsilber sich ebenso verhält, Jodsilber
jedoch je nach seinem Molecularzustande ein verschiedenes Verhalten
zeigt. Das bei Ueberschuss von Jodkalium gefällte ist blassgelb, das
bei Ueberschuss von Silbernitrat gefällte aber dunkelgelb, und nur
dieses verändert sich am Licht. Jedoch lässt sich das Freiwerden von
Jod hierbei nicht wahrnehmen. Die Lichtwirkung auf alle drei Salze
wird durch die Gegenwart gewisser Körper befördert, und zu ihnen
gehört insbesondere das salpetersaure Silber, überhaupt solche, welche
Chlor, Brom, Jod aufnehmen. Da nun die Silberhaloidsalze, naraent-
b Schertel, J. f. pr. Chem. [2] 3, 317. 2 ) Church, Chem. News
XXIII, 243 u. 253. 3 ) Stas, Compt. rend. LXXIII., 998. 4 ) Vogel,
Pogg. Ann. CXIX, 497 u. CXXV, 329.