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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

Silber. 
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Brüchiges Silber. Wie bekannt, wurden im Jahre 1868 bei 
Hildesheim antike Silbergefässe im Erdboden aufgefunden; das Metall 
hat auch hier eine sehr tiefgreifende Veränderung erlitten, über welche 
nähere Angaben von Schertel vorliegen 1 ). Das Silber zeigt nämlich 
ein körniges Gefüge und ist im höchsten Grade brüchig. An der 
Aussenseite hat sieh neben einer geringen Menge eines schwarzen, 
wesentlich aus Gold bestehenden Pulvers Chlorsilber gebildet, und zwar 
ausser der vorherrschenden gewöhnlichen Verbindung eine dem Sil 
ber anliegende dünne fast schwarze Schicht, welche der Verfasser für 
Ag 2 Cl erklärt. Die Silbermasse selbst enthält einige Procent Gold und 
Kupfer, und dieses letztere war wohl ursprünglich in grösserem Ver- 
hältniss vorhanden, hat sich aber in Kupferchlorid verwandelt, welches, 
wie es scheint, die Bildung des Subehlorürs hervorrief. Der Verfasser 
bestätigte, dass Silbermünzen, in Kochsalzlösungen aufbewahrt, viel 
Kupfer verlieren, wodurch die Silbertheilchen ihren Zusammenhang ein- 
büssen und die Masse brüchig wird. Auch an alten Silbergeräthen 
aus cyprischen Gräbern hat Church 2 ) ähnliche Erscheinungen 
beobachtet. 
Silberhaloidsalze. Das Verhalten des Chlor-, Brom- und Jod 
silbers ist in neuerer Zeit wegen ihrer vielfachen Anwendung in der 
Photographie genauer geprüft worden. 
Stas 3 ) sammelte bei seinen bekannten Atomgewichtsarbeiteil 
mancherlei Erfahrungen über das Chlorsilber, welches nach ihm in 
vier Zuständen auftritt: 1. gallertartig, 2. käsig-flockig, 3. pulverig und 
4. körnig-oder schuppig-krystallinisch, wenn es geschmolzen war. Wäh 
rend dieses letztere in Wasser ganz unlöslich ist, zeigt sich das käsige 
in gewissem Grade löslich. Eine solche Lösung wird ebensowohl durch 
Silbersalze als auch durch Chlorwasserstoffsäure, und zwar vollständig, 
gefällt. 
Bezüglich der chemischen Vorgänge, welche bei der Wirkung des 
Lichts auf die Silberhaloidsalze stattfinden, hat H. Vogel 4 ) gefunden, 
dass Chlorsilber theilweise in Subchlorid Ag 2 Cl unter Freiwerden von 
Chlor sich verwandelt; dass Bromsilber sich ebenso verhält, Jodsilber 
jedoch je nach seinem Molecularzustande ein verschiedenes Verhalten 
zeigt. Das bei Ueberschuss von Jodkalium gefällte ist blassgelb, das 
bei Ueberschuss von Silbernitrat gefällte aber dunkelgelb, und nur 
dieses verändert sich am Licht. Jedoch lässt sich das Freiwerden von 
Jod hierbei nicht wahrnehmen. Die Lichtwirkung auf alle drei Salze 
wird durch die Gegenwart gewisser Körper befördert, und zu ihnen 
gehört insbesondere das salpetersaure Silber, überhaupt solche, welche 
Chlor, Brom, Jod aufnehmen. Da nun die Silberhaloidsalze, naraent- 
b Schertel, J. f. pr. Chem. [2] 3, 317. 2 ) Church, Chem. News 
XXIII, 243 u. 253. 3 ) Stas, Compt. rend. LXXIII., 998. 4 ) Vogel, 
Pogg. Ann. CXIX, 497 u. CXXV, 329.
	        
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