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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

Gold. 
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Im deutschen Reiche wurden 1870 411 Pfd. Gold gewonnen, und 
zwar grösstentheils aus güldischem Silber. Wie bereits angeführt, wird 
dem silberhaltigen Blei durch Zink der Goldgehalt früher entzogen als 
das Silber, wovon man in der Praxis den entsprechenden Gebrauch 
macht. Der Goldscheidung am Harz wurde im Vorigen bereits ge 
dacht. Auch die Freiberger Erze sind goldhaltig, insbesondere die 
Kiese und die Blende, besonders solche, welche mit Silbererzen oder mit 
Antimonglanz zusammen Vorkommen, und schon Plattner bestimmte 
den Goldgehalt des aus ihnen gewonnenen Silbers zu 1'7 bis 2'8 Tausend- 
theilen. Demzufolge wird auch dort das granulirte Brandsilber mit 
Schwefelsäure wiederholt behandelt, und das Gold zuerst mit Salpeter, 
dann, zur Entfernung eines Platingehalts, mit saurem, schwefelsaurem 
Natrium geschmolzen. 
Die interessante Goldextraction aus den Arsenikabbränden von 
Reichenstein in Schlesien mittelst wässerigen Chlors hat mit der Auf 
arbeitung jener vorläufig ihren Abschluss gefunden. 
Miller hat versucht, das silberhaltige australische Gold dadurch zu 
scheiden 1 }, dass er in das geschmolzene Metall Chlor leitet, wobei sich das 
Chlorsilher an derOberfläche flüssig abscheidet. Da es noch 2 p. C. des 
Goldes einschliesst, wird es durch Umschmelzen mit 8 bis 10 p. C. Sil 
ber umgeschmolzen. Zur Reduction des Chlorsilbers ist von Leibius 
ein Ajjparat construirt worden, in welchem es unter Wasser mit Silber 
und Zink in Berührung gebracht wird. 
Molecularfarbe, Goldglas, Goldpurpur. Stein 2 ) macht 
auf die Verschiedenheit der Oberflächen- (Körper-) und der Molecular- 
• färbe, insbesondere bei Silber und Gold, aufmerksam und bemerkt, dass 
die Partikel um so dunkler erscheinen, je feiner sie seien. Beim Gold 
irnterscheidet er dichroitisches und moleculares. Ueber das Gold- oder 
Rubinglas, dessen Natur früher schon oft Gegenstand des Streits ge 
wesen ist, hatte zuletzt W. Müller 3 ) seine Erfahrungen mitgetheilt, 
wonach der Goldgehalt ein äusserst geringer (Vioooo) ist, die Tempe 
ratur bis zum Schmelzpunkt des Roheisens gesteigert, und das Glas 
rasch abgekühlt werden muss (durch Ausgiessen in kaltes Wasser, so 
genanntes Schrangen). Dieses farblose Glas wird bekanntlich zum 
Anlaufen gebracht, was bei anfangender Glühhitze beginnt und nahe dem 
Schmelzpunkt sich vollendet. Selbst durch die Einwirkung des Lichtes 
soll es allmälig roth werden. Stein sieht in dem rotben Glase mole 
kular suspendirtes Gold, im farblosen aufgelöstes, und vermuthet, dass 
die Oberflächen- und die Durchgangsfarbe vielleicht complementär 
seien, daher das letztere weiss erscheine. 
*) Miller, J. f. pr. Ch. [2] VI, 1872. 2 ) Stein, Dingl. pol. J. 001,117. 
3 ) W. Müller, Dingl. pol. J. CLXXXII, 31, 129.
	        
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