Wismuth.
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an. Die erhaltene Lösung verdünnt man bis zur eben beginnenden
Trübung mit Wasser, überlässt sie der Abklärung und verdünnt die
abgezogene Flüssigkeit durch weiteren Wasserzusatz bis zur völligen
Ausfüllung des Wismuths. Den Rückstand wäscht man mit salzsäure
haltigem Wasser aus oder unterwirft ihn, wenn nöthig, einer zweiten
Behandlung mit Salzsäure. Die erhaltenen Niederschläge vonWismuth-
oxychlorid werden, um sie von einem anhaftenden Blei- und Eisengehalt
zu befreien, nochmals in Salzsäure gelöst und die Lösung wieder mit
Wasser ausgefällt. Nach dem Auswaschen und Trocknen reducirt man
das nun reine Wismuthoxychlorid unter Zuschlag von Kohle, Soda und
Glas in eisernen Tiegeln und giesst das Wismuth in Barren mit der
Marke „Saxonia“ *). Auch in Altenberg (sächs. Erzgebirge) erfolgt
die Wismuthgewinnung auf nassem Wege durch Extraction der dortigen
gerösteten Zinnschlieche mit Salzsäure und Fällen der Lösung mit
Wasser.
In Frankreich verarbeitet man die südlich von Meymac (Correge)
vorkommenden oxydischen Wismutherze auf folgende Weise: Das zer
kleinerte Mineral wird in steinernen Geschirren dreimal nach einander
mit Salzsäure in gelinder Wärme behandelt und in die filtrirte Flüssig
keit eiserne Stäbe gestellt. Das gefällte Wismuth wird ausgewaschen,
durch einen Leinenbeutel abgepresst, rasch getrocknet und in einem
Graphittiegel unter Kohlendecke bei Rothgluth eingeschmolzen. Bis
Schluss 1873 wurden 250 Kg gewonnen 2 ).
Die Zurückgewinnung des Wismuths aus Legirungen
suchte de Luynes 3 ) dadurch zu erreichen, dass die gekörnteLegirung
(10-15 Bi, 57-23 Sn, 31'15Pb) mit dem doppelten Gewichte Salzsäure
erwärmt wurde, wobei die Temperatur von 90° nicht überschritten
werden darf, weil die Legirung sonst schmilzt. Bei dieser Behandlung
löst sich ein Theil des Zinns. Man decantirt und wiederholt die Ope
ration mit der Hälfte Säure. Aus den erhaltenen Lösungen krystallisirt
Zinnchlorür aus. Der Rückstand wird mit Königswasser behandelt,
erst in der Kälte, dann in der Wärme, und auch diese Behandlung wird
zweimal vorgenommen. Die Lösung enthält jetzt Wismuthchlorid, Zinn
chlorid und Bleichlorid; man versetzt sie mit einer entsprechenden
Menge Wasser, wobei sich das Wismuth als Oxychlorid ausscheidet,
während Zinn und Blei in Lösung bleiben. Der ausgewaschene und
getrocknete Niederschlag wird mit Kreide undKokle reducirt oder durch
Zink und Salzsäure zersetzt, worauf das abgeschiedene Wismuthpulver
l) Yergl. Käst u. Bräuning, Preuss. Zeitschr. f. Berg-, Hütten- u.
Salinenwesen 1870, XVIII, 193; Wagn. Jahresber. 1871, 197. Ferner: Carnot,
Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1865, 435; Wagn. Jahresber. 1865, 435. 2 ) Car
not, Compt.rend. LXXVIH, 169; Dingl. pol. J. CCXI, 347. h He Luynes,
Dingl. pol. J. CLXVII, 289.