964 Gruppe III. Chemische Industrie.
lung specifisch schwerer, stark lichtbrechender Gläser die höchste
Aufmerksamkeit. Flintglas und Strass, in denen das Blei durch Wis
muth ersetzt war, zeigten ein ungleich höheres Lichtbrechungsvermögen,
als die entsprechenden Bleigläser, und überdies lässt sich dasWismuth-
oxyd in erheblich grösserer Menge in diese Silicate einführen, ohne
dass diese, wie bleireiche Gläser, allzuweich werden und in schwefel
wasserstoffhaltiger Atmosphäre anlaufen. Auf diese Weise gelingt es,
Gläser von sehr hohem Volumgewicht darzustellen; wird ausserdem in
denselben das Kalium durch Thallium ersetzt, so erhält man ein Pro
duct von Volumgewicht 5'0 bis 5'2, welches in geschliffenem Zustande
das wundervollste Farbenspiel zeigt. Die Einführung des Wismuths
und wo möglich auch die des jetzt leicht zu beschaffenden Thalliums
in die optischen Werkstätten dürfte eine ganz ausserordentliche Ver
besserung der optischen Instrumente zur Folge haben, wie denn das
Wismuth-Thalliumglas auch den jetzigen Pierre de Strass an Schön
heit weit übertreffen würde.
Handel. Während das Wismuth in früherer Zeit ungefähr den
Werth des Zinnes hatte und bei der geringen Menge, in der es erzeugt
und verwendet wurde, im Handel eine ganz untergeordnete Rolle
spielte, hat sich dies seit einer Reihe von Jahren beträchtlich geändert.
1858 trat eine plötzliche Werthserhöhung des Wismuths ein und sein
Preis stieg bis zum Jahre 1862 von 6 Mark auf 18 Mark pro Kilo
gramm. Von diesem Zeitpunkte eben datirt die Verwendung des Wis
muths als Medicament in der heutigen, ausgedehnten Weise, und es
nahm diese anfänglich so überhand, dass die Production nicht aus
reichte und man sich vorübergehend zur Zurückgewinnung des Wis
muths aus von früher vorhandenen Legirungen genöthigt sah, bis Pro
duction und Consum sich gegeneinander ins richtige Verhältniss
gestellt hatten. Aber auch dann noch blieb der Wismuthhandel inso
fern ein schwieriger, viele Umsicht erfordernder, als eine plötzlich auf
tretende Dysenterie stürmische Nachfrage und rapides Klettern der
Preise herbeizuführen vermochte, worauf zuweilen eben so schnell und
auf unbestimmte Zeit ein totaler Geschäftsstillstand folgte. In unge
fährem Durchschnitt kann man annehmen, dass der Preis eines Kilo
gramms Wismuth während der letzten Jahre zwischen folgenden Ziffern
schwankte:
1865 22 Mark
1866 27 „
1867 30 „
1868 36 „
1869 38 „
1870 26 Mark
1871 25 „
1872 21 „
1873 20 „
1874 18 „