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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

Platin und Platinmetalle. 
Yon Dr. Jul. Philipp, 
Doconten an der königl. Gewerbeakademie in Berlin. 
Das Platinerz wird im Sande der Flussbetten oder im Schuttlande, 
in kleinen Körnern, selten in grösseren Stücken gefunden. Seine Haupt 
fundstätten sind in Choco, Neu-Granada, Brasilien, Peru, Californien, Bor 
neo, Ostindien und mehreren Districten des Uralgebirges; die letzteren 
(insbesondere Nischne-Tagilsk) liefern die grösste Ausbeute. Die Ent 
deckung des Platins am Ural gab die Veranlassung zu der denkwürdi 
gen Reise, welche Alex. v. Humboldt im Verein mit G. Rose und 
Ehrenberg zur wissenschaftlichen Erforschung dieses Gebirges in den 
Jahren 1829 und 1830 unternahm. 
In Amerika war das Platin (Platina im Spanischen: Diminu- 
tivum von plata, Silber) lange bekannt; es fand jedoch keine Verwen- 
dung, da man es nicht bearbeiten konnte. Gegen die Mitte des 
vorigen Jahrhunderts wurde es zuerst Gegenstand der Untersuchung 
europäischer Chemiker. Wollaston fand in den Jahren 1803 und 
1804, dass in dem natürlichen Platinerz noch zwei andere Metalle 
enthalten seien, welche die Namen Palladium und Rhodium erhielten; 
fast gleichzeitig entdekte Tennant 1804 das Iridium und Osmium 
und schliesslich Claus im Jahre 1845 das Ruthenium. Das natürliche 
Platin ist stets mit kleinen, aber wechselnden Mengen dieser Metalle, 
ausserdem mit Eisen, Kupfer und auch Blei legirt; einzelne Körner 
sind besonders reich an Iridium, Osmium und Ruthenium. Palladium 
hat man ausserdem auch in Verbindung mit Gold in Brasilien und als 
grosse Seltenheit am Harz gefunden. 
Die ersten Platintiegel wurden vom Goldschmied Jeannetti in 
Paris gemacht; derselbe stellte zunächst eine leichter schmelzbare Legi- 
rung von Platin mit Arsenik her, goss daraus Tiegel, welche er der 
stärksten Hitze, die man damals erzielen konnte, aussetzte; es wurde 
hierbei das Arsenik oxydirt und verflüchtigt. Die auf diese Weise er 
haltenen Tiegel waren jedoch noch sehr roh und ungeschickt. Wol 
laston, welcher sich25Jahre lang mit der Reinigung und Verarbeitung 
Wiener Weltausstellung. 63
	        
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