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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

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Gruppe III. Chemische Industrie. 
nicht nachstehen und vor diesen den Vorzug haben, dass sie leichter 
darzustellen sind, eine grössere Haltbarkeit haben und nicht erblinden. 
Fernere Methoden, Glas namentlich zur Anwendung für physikalische 
Instrumente zu verplatiniren, sind angegeben von Petitjean 1 ) (Gemisch 
von Platinchlorid mit zweifach weinsaurem Natrium), Vasserot 2 ) (Ge 
misch von Platinchlorid mit Lavendelöl). Am meisten ist das Verfahren 
von Dode ausgearbeitet worden. Auf Grund seines Patentes haben die 
Herren Creswell und Tavernier in der Nähe von Paris eine Fabrik 
von Platinspiegeln eingerichtet. Das in letzterer angewandte Verfahren 
ist nach den Mittheilungen von Salvetat 3 ) und Jouglet 4 ) folgendes: 
Trocknes Platinchlorid wird mit Lavendelöl zu einer Flüssigkeit ange 
rieben, welche auf die Glasfläche aufgetragen wird; beim Verdunsten 
hinterlässt dieselbe eine gleichmässig dicke, von Blasen und ausgelau 
fenen "Rändern freie glänzende Schicht von Metallstaub, welche sogleich 
spiegelt und dem Glase fest anhaftet, wenn die Temperatur beim Ein 
brennen hoch genug und ein passendes Flussmittel (als solches dient 
ein Gemenge von Bleioxyd und borsaurem Bleioxyd) benutzt wird. 
Die Platinspiegel zeichnen sich durch grosse Haltbarkeit aus und be 
dürfen zu ihrer Herstellung keines vollkommen fehlerfreien Glases, da 
das Platin, auf einer abgeschliffenen und polirten Seite aufgetragen, 
durch unmittelbare Spiegelung scharfe Bilder giebt. Die platinirten 
Glasflächen haben die Eigenthümlichkeit, dass sie bei auffallendem Lichte 
spiegeln, während sie in durchfallendem Lichte transparent sind, so dass 
man durch ein solches Glas alles, was vor demselben geschieht, beobachten 
kann, ohne selbst von draussen gesehen zu werden. Zum Belegen von 
1 □ m Glasfläche genügt ein Stück Platinblech im Werthe von 1 Franc. 
In neuerer Zeit hat Dode sein Verfahren dadurch verbessert, dass er 
die Spiegel mit einer Mischung von Gold und Platin belegt. Nach der 
hierüber veröffentlichten Patentschreibung 5 ) werden beide Metalle in 
Königswasser gelöst und die Lösungen zur Trockniss abgedampft. Der 
Rückstand wird mit Lavendelöl, Terpentinöl und geschwefeltem Ter 
pentinbalsam gemischt auf die Glasfläche aufgetragen und mit Hilfe 
eines Schmelzmittels eingebrannt. 
Die Leichtigkeit, mit welcher sich Platin auf Glas übertragen lässt, 
veranlasste Düllo 15 ) zu dem Vorschläge, die Spitzen der Glasröhren des 
Marsh’schen Apparates, um ihr Zuschmelzen zu verhindern, mit einer 
Platinschicht zu überziehen; es geschieht dies einfach durch Eintauchen 
der Röhren in eine Platinchloridlösung und nachheriges Erhitzen der- 
J ) Petitjean, Mechanics Magazine LXV, 4; Dingl. pol. J. CXLI. 441. 
2 ) Vasserot, Dingl. pol. J. CLIII, 42. s ) Salvötat, Bullet, de la societ^ 
d’eneouragement 1865, 526; Dingl. pol. J. CLXXX, 39. 4 ) Jouglet, Compt. 
rend. LXX, 52; Dingl. pol. J. CXCV, 464. 6 ) Dod6, Ber. ehern. Ges. 1873, 
1273. Dingl. pol. J. CCXI, 74. 6 ) Dullo, Journ. f. prakt. Chem. 
LXXVIII, 367.
	        
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