Seltene Metalle.
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zeigt, ist es jedoch in vielen seiner Verbindungen, namentlich denjeni
gen, die keinen Sauerstoff enthalten, in auffallender Weise dem Blei
ähnlich; ein höheres Oxyd zeigt ausserdem grosse Analogien mit der
Gruppe der Sesquioxyde, dem Eisenoxyd u. s. w. Die so vollständige
und genaue Erforschung der Verbindungen des Thalliums wurde durch
den Umstand erleichtert, dass dieses Metall, wie kein anderes unter
den selteneren Metallen, gut charakterisirte und leicht im Zustande der
Reinheit zu erhaltende Verbindungen liefert. Bei dem grossen Inter
esse, welches der Chemiker dem Thallium und seinen Verbindungen
entgegen brachte, konnte es nicht fehlen, dass man auch bald an die
Einführung dieses Metalls, zumal immer neue Fundgruben desselben
entdeckt wurden, in die Technik dachte. Schönbein 1 ) wandte zu
nächst. mit Thalliumoxydul getränktes Papier als charakteristisches
und empfindliches Reagens auf Ozon an. Dann versuchte Lamy 2 ), ver
anlasst durch die eigenthümliche Stellung, welche das Thallium zwischen
dem Blei und den Alkalimetallen einnimmt, Glas mit Hilfe von Thal
liumoxydul darzustellen. Nach verschiedenen Versuchen erhielt er
durch Zusammenschmelzen von Sand, Mennige und kohlensaurem Thal
lium ein völlig homogenes, etwas gelb gefärbtes Glas, welches ein grös
seres Brechungsvermögen als alle bisher bekannten Glasarten besitzt. Der
Verfasser schliesst aus seinen Versuchen, dass das Thallium im Glase
besser .das Alkali als das Blei ersetzen kann und die Eigenschaften des
Thalliumglases sich unzweifelhaft bei der Herstellung optischer Gläser
und künstlicher Edelsteine werden verwerthen lassen. Schrötter 3 )
machte später darauf aufmerksam, dass nach neueren Beobachtungen
von Lamy die gelbe Färbung des mit kohlensaurem Thalliumoxydul
dargestellten Glases durch einen Gehalt des letzteren an Thalliumoxyd
veranlasst wurde, und dass man bei Anwendung von Thalliumsulfat
farblose Gläser erhält. Da das Thallium eine intensive und völlig
monochromatische Flammenfärbung giebt, so glaubte Cr ookes, dass es
bei einer geringen Preisermässigung sich vortheilhaft zu Schiffssignalen
verwenden lasse, welche nicht, wie die gewöhnlichen Barytlichter, beim
Durchdringen einer nebligen Atmosphäre eine Farbenveränderung er
leiden würden. Ein prachtvolles Grünfeuer kann nach Crookes 4 ) aus
8 Thln. chlorsaurem Thallium, 2 Thln. Calomel und 1 Thl. Harz bereitet
werden. Ein ähnlicher Vorschlag ist von Joy 5 ) gemacht worden.
Mellor 6 ) hat gefunden, dass das Thallium sich mit dem Magnesium
i) Schönbein, J. pr. Chem. XCV, 311, aus: Verhandlungen der natur-
forschenden Gesellschaft zu Basel IV, 17. 2 ) Lamy, Bull. soc. cliim. [2]
V, 164; Chem. Centr. 1866, 779; Dingl. pol. J. CLXXXI, 76; CLXXXVI, 228;
vergl. auch S. 716 dieses Berichtes. 3 ) Schrötter, J. pr. Chem. CI, 319.
4 ) Cröokes, Wagn. Jahresber. 1863, 319; 1864, 7, aus: Chem. News 1863, 55.
5 ) Joy, Illustrirte deutsche Gewerbezeitung 1865, 222. 'j Mellor, fchem.
News XV, 245; J. pr. Chem. CIII, 508; vergl. auch S. 551 dieses Berichtes.