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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 20

Seltene Metalle. 
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zeigt, ist es jedoch in vielen seiner Verbindungen, namentlich denjeni 
gen, die keinen Sauerstoff enthalten, in auffallender Weise dem Blei 
ähnlich; ein höheres Oxyd zeigt ausserdem grosse Analogien mit der 
Gruppe der Sesquioxyde, dem Eisenoxyd u. s. w. Die so vollständige 
und genaue Erforschung der Verbindungen des Thalliums wurde durch 
den Umstand erleichtert, dass dieses Metall, wie kein anderes unter 
den selteneren Metallen, gut charakterisirte und leicht im Zustande der 
Reinheit zu erhaltende Verbindungen liefert. Bei dem grossen Inter 
esse, welches der Chemiker dem Thallium und seinen Verbindungen 
entgegen brachte, konnte es nicht fehlen, dass man auch bald an die 
Einführung dieses Metalls, zumal immer neue Fundgruben desselben 
entdeckt wurden, in die Technik dachte. Schönbein 1 ) wandte zu 
nächst. mit Thalliumoxydul getränktes Papier als charakteristisches 
und empfindliches Reagens auf Ozon an. Dann versuchte Lamy 2 ), ver 
anlasst durch die eigenthümliche Stellung, welche das Thallium zwischen 
dem Blei und den Alkalimetallen einnimmt, Glas mit Hilfe von Thal 
liumoxydul darzustellen. Nach verschiedenen Versuchen erhielt er 
durch Zusammenschmelzen von Sand, Mennige und kohlensaurem Thal 
lium ein völlig homogenes, etwas gelb gefärbtes Glas, welches ein grös 
seres Brechungsvermögen als alle bisher bekannten Glasarten besitzt. Der 
Verfasser schliesst aus seinen Versuchen, dass das Thallium im Glase 
besser .das Alkali als das Blei ersetzen kann und die Eigenschaften des 
Thalliumglases sich unzweifelhaft bei der Herstellung optischer Gläser 
und künstlicher Edelsteine werden verwerthen lassen. Schrötter 3 ) 
machte später darauf aufmerksam, dass nach neueren Beobachtungen 
von Lamy die gelbe Färbung des mit kohlensaurem Thalliumoxydul 
dargestellten Glases durch einen Gehalt des letzteren an Thalliumoxyd 
veranlasst wurde, und dass man bei Anwendung von Thalliumsulfat 
farblose Gläser erhält. Da das Thallium eine intensive und völlig 
monochromatische Flammenfärbung giebt, so glaubte Cr ookes, dass es 
bei einer geringen Preisermässigung sich vortheilhaft zu Schiffssignalen 
verwenden lasse, welche nicht, wie die gewöhnlichen Barytlichter, beim 
Durchdringen einer nebligen Atmosphäre eine Farbenveränderung er 
leiden würden. Ein prachtvolles Grünfeuer kann nach Crookes 4 ) aus 
8 Thln. chlorsaurem Thallium, 2 Thln. Calomel und 1 Thl. Harz bereitet 
werden. Ein ähnlicher Vorschlag ist von Joy 5 ) gemacht worden. 
Mellor 6 ) hat gefunden, dass das Thallium sich mit dem Magnesium 
i) Schönbein, J. pr. Chem. XCV, 311, aus: Verhandlungen der natur- 
forschenden Gesellschaft zu Basel IV, 17. 2 ) Lamy, Bull. soc. cliim. [2] 
V, 164; Chem. Centr. 1866, 779; Dingl. pol. J. CLXXXI, 76; CLXXXVI, 228; 
vergl. auch S. 716 dieses Berichtes. 3 ) Schrötter, J. pr. Chem. CI, 319. 
4 ) Cröokes, Wagn. Jahresber. 1863, 319; 1864, 7, aus: Chem. News 1863, 55. 
5 ) Joy, Illustrirte deutsche Gewerbezeitung 1865, 222. 'j Mellor, fchem. 
News XV, 245; J. pr. Chem. CIII, 508; vergl. auch S. 551 dieses Berichtes.
	        
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