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Volltext: Chemische Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 21

Pflanzenfaser. 
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ätzenden Alkalien zum Zweck der Papierstoffbereitung aus der Banane, 
dem Zuckerrohr, Schilfrohr und Stroh in England patentiren, und neuer 
dings wurde die Anwendung des Schwefelnatriums von Eaton in Ame 
rika patentirt. Obgleich diese Form des Alkalis wesentlich billiger ist 
und, wie man behauptet, besser wirkt als das Natron selbst, so ist doch 
bis jetzt über den praktischen Werth desselben noch nichts bekannt 
geworden. 
So einfach die Fabrikation des Papierstoffs aus Stroh nach dem 
angeführten Verfahren auch erscheinen mag, so existiren doch selbst 
heute noch nur wenige Fabriken, welche ein tadelloses Product erzeu 
gen. In den meisten Fällen begnügt man sich damit, eine Faser zu 
erhalten, welche gut genug ist, als Füllungsmaterial in Verbindung mit 
Hadernstoff zu dienen, wobei es also auf die Zähigkeit der Strohfaser 
nicht besonders ankommt. Da es bei dieser Fabrikation gewöhnlich auf 
eine Massenproduction abgesehen ist, so ist hier die Hauptaufgabe, 
eine möglichst grosse Quantität in möglichst kurzer Zeit zu erzeugen x ). 
Es wurde schon in der Einleitung angeführt, dass die Hauptmenge 
der Intercellularsubstanz der holzartigen Gewebe, unter welche man in 
diesem Falle auch die Substanz des Strohhalms, obgleich sie vorherr 
schend aus Bastfasern zusammengesetzt, rechnen kann, für sich weder 
m Wasser noch verdünnten Alkalien löslich ist und nur durch längere 
Einwirkung bei entsprechend hoher Temperatur in lösliche Körper ver 
wandelt wird. Ebenso verhalten sich die incrustirenden Substanzen 
und der durch Eintrocknen unlöslich gewordene Zelleninhalt. 
Da nun der Aufbereitungsprocess des Strohs und ähnlicher Pfian- 
zenmäterialien darauf hinausgeht, durch Entfernung dieser Substanzen 
die Zellen zu isoliren und die Zellenmembran von den incrustirenden 
Einlagerungen zu befreien, so ist leicht verständlich, dass hierzu eine ge 
wisse Zeit nöthig ist, um das osmotische Eindringen der Agentien mög 
lich zu machen und die selective Wirkung derselben zu voller Geltung 
zu bringen. Es lässt sich durch Anwendung kräftigerer Mittel der Ver 
lauf des Processes nicht beschleunigen, ohne dass dadurch der relative 
Unterschied in der Widerstandsfähigkeit zwischen der Cellulose und den 
incrustirenden Substanzen gegen die wirkenden Agentien vermindert 
wird, was zur Folge hat, dass auch ein mehr oder weniger beträcht 
licher Theil der Cellulose gelöst oder oberflächlich angegriffen und da 
durch ihrer Festigkeit beraubt wird. 
- 1 ) Da der im Magen der Thiere vor sich gehende Verdauungsprocess den 
grössten Theil der Cellulose und besonders die resistentere Faser weniger an- 
greift, so hat man schon mehrmals vorgeschlagen, die Nahrungsstoffe z. B. 
von Stroh durch Verfütterung auszunützen und dann die Excremente auf 
Tapierfaser zu verarbeiten. Da durch Auslaugen mit Wasser auch die Ver- 
werthung der Düngstoffe ermöglicht würde, so ist nicht zu verkennen, dass 
dieser Vorschlag Manches für sich hat.
	        
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