Pflanzenfaser.
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ätzenden Alkalien zum Zweck der Papierstoffbereitung aus der Banane,
dem Zuckerrohr, Schilfrohr und Stroh in England patentiren, und neuer
dings wurde die Anwendung des Schwefelnatriums von Eaton in Ame
rika patentirt. Obgleich diese Form des Alkalis wesentlich billiger ist
und, wie man behauptet, besser wirkt als das Natron selbst, so ist doch
bis jetzt über den praktischen Werth desselben noch nichts bekannt
geworden.
So einfach die Fabrikation des Papierstoffs aus Stroh nach dem
angeführten Verfahren auch erscheinen mag, so existiren doch selbst
heute noch nur wenige Fabriken, welche ein tadelloses Product erzeu
gen. In den meisten Fällen begnügt man sich damit, eine Faser zu
erhalten, welche gut genug ist, als Füllungsmaterial in Verbindung mit
Hadernstoff zu dienen, wobei es also auf die Zähigkeit der Strohfaser
nicht besonders ankommt. Da es bei dieser Fabrikation gewöhnlich auf
eine Massenproduction abgesehen ist, so ist hier die Hauptaufgabe,
eine möglichst grosse Quantität in möglichst kurzer Zeit zu erzeugen x ).
Es wurde schon in der Einleitung angeführt, dass die Hauptmenge
der Intercellularsubstanz der holzartigen Gewebe, unter welche man in
diesem Falle auch die Substanz des Strohhalms, obgleich sie vorherr
schend aus Bastfasern zusammengesetzt, rechnen kann, für sich weder
m Wasser noch verdünnten Alkalien löslich ist und nur durch längere
Einwirkung bei entsprechend hoher Temperatur in lösliche Körper ver
wandelt wird. Ebenso verhalten sich die incrustirenden Substanzen
und der durch Eintrocknen unlöslich gewordene Zelleninhalt.
Da nun der Aufbereitungsprocess des Strohs und ähnlicher Pfian-
zenmäterialien darauf hinausgeht, durch Entfernung dieser Substanzen
die Zellen zu isoliren und die Zellenmembran von den incrustirenden
Einlagerungen zu befreien, so ist leicht verständlich, dass hierzu eine ge
wisse Zeit nöthig ist, um das osmotische Eindringen der Agentien mög
lich zu machen und die selective Wirkung derselben zu voller Geltung
zu bringen. Es lässt sich durch Anwendung kräftigerer Mittel der Ver
lauf des Processes nicht beschleunigen, ohne dass dadurch der relative
Unterschied in der Widerstandsfähigkeit zwischen der Cellulose und den
incrustirenden Substanzen gegen die wirkenden Agentien vermindert
wird, was zur Folge hat, dass auch ein mehr oder weniger beträcht
licher Theil der Cellulose gelöst oder oberflächlich angegriffen und da
durch ihrer Festigkeit beraubt wird.
- 1 ) Da der im Magen der Thiere vor sich gehende Verdauungsprocess den
grössten Theil der Cellulose und besonders die resistentere Faser weniger an-
greift, so hat man schon mehrmals vorgeschlagen, die Nahrungsstoffe z. B.
von Stroh durch Verfütterung auszunützen und dann die Excremente auf
Tapierfaser zu verarbeiten. Da durch Auslaugen mit Wasser auch die Ver-
werthung der Düngstoffe ermöglicht würde, so ist nicht zu verkennen, dass
dieser Vorschlag Manches für sich hat.