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Gruppe III. Chemische Industrie.
bare Ausbeute an Strohstoff oder Papierfaser werden sehr abweichende
Angaben gemacht und es scheint, dass man nur in seltenen Fällen im
Stande ist, sich genaue Rechenschaft über diesen wichtigen Punkt zu
geben. Diese etwas überraschende Thatsache findet ihre Erklärung,
wenn man in Erwägung zieht, dass der Strohstoff fast nie für sich
allein auf Papier verarbeitet wird und daher das Betriebsresultat der
Fabrik keinen sicheren Aufschluss geben kann, wie viel jedes der ein
zelnen Rohmaterialien an wirklicher Papierfaser liefert. Directe Wäge
versuche auszuführen ist wegen der grossen Masse allzu beschwerlich
und andererseits ist essehr schwierig, zuverlässige Durchscbnittsproben
des noch nassen Products zu nehmen. Es lässt sich daher vermuthen,
dass die Angaben über Ausbeute im Grossen nur in sehr seltenen Fällen
auf genaue Bestimmungen basirt sind, und dass dieselben vielmehr
nur als „schätzungsweise“ aufzufassen sind.
Früher nahm man an, dass circa 30 bis 35 p. C. vom Gewichte
des Strohs an Papierfaser erhalten werden. Garl Hofmann in sei-
sem Werke über Papierfabrikation giebt an, dass nach seiner Erfah
rung in den amerikanischen Fabriken in der Regel nicht mehr als
33 p. C. erhalten werden. Nach den von Payen 2 ) gemachten Mit
theilungen werden in der wohlbekannten Papierfabrik von M. Dam-
bri court zu St. Omer, welche schon seit längerer Zeit ausgezeichneten
Strohstoff producirt, 40 p. C. erhalten. Von den in neuerer Zeit em
pfohlenen Verfahren wird angegeben, dass sie alle mindestens 50 p. C.,
ja einige sogar 60 p. 0. gebleichten Strohstoff liefern.
Zur Beurtheilung dieser Frage ist vor Allem die Zusammensetzung
der Stroharten in Betracht zu ziehen und möge hierzu die von Emil
Wolff über die Zusammensetzung und den Nahrungswerth der wich
tigsten Nutzpflanzen (Landwirthschaftl. Kalender 1867, S. 7) gegebene
Tabelle dienen.
Hofmann, Practical Treätise on the Manufacture of Paper. Phila
delphia 1873. 2 ) Payen, Precis. d. chim. industr. II, 668.